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Prozess in München Prozess in München: Hat Günther Kaufmann Steuerberater getötet?

03.06.2002, 11:44
Günther Kaufmann
Günther Kaufmann dpa

München/dpa. - Kaufmann will bei einerkörperlichen Auseinandersetzung wegen eines nicht zurückgezahltenKredits mit seinem ganzen Gewicht von damals 117 Kilo auf den Freundgefallen sein. «Auf einmal rührte er sich nicht mehr», sagte derSchauspieler, der als Mitglied der einstigen Clique um RegisseurRainer Werner Fassbinder bekannt geworden war.

Der 60-jährige Steuerberater war laut Obduktionsergebnis erstickt.Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Kaufmann ihn mit demGesicht in den Teppich gepresst und buchstäblich die Luft abgeschnürthatte. Motiv soll ein vorangegangener Kreditbetrug gewesen sein.

Kaufmanns inzwischen im Alter von 39 Jahren an Krebs verstorbenedritte Frau Alexandra habe sich mit Wissen und Willen des Angeklagtenbei dem Steuerberater Darlehen von insgesamt knapp einer Million Mark(rund 511 000 Euro) unter dem Vorwand erschwindelt, sie brauche Geldfür einen Schadenersatzprozess in den USA mit Aussicht auf eineZahlung von 70 Millionen Dollar. Dem Geldgeber wurden zuletzt 26Millionen Dollar Beteiligung zugesagt. Kaufmann will von derTäuschung des Freundes nichts gewusst und seiner Frau blind geglaubthaben.

Diese Darstellung kann er bislang mit Unterlagen nicht belegen.Verträge hätten ihn nicht interessiert, sagte er. Was seine FrauAlexandra ihm über den angeblichen Prozess erzählte, «war für michglaubhaft und nachvollziehbar». Demnach wollte seine Frau einangeblich gemeinsames - laut Grundbucheintrag aber nur ihm gehörendes- Grundstück an der Algarve in Portugal für einen Hotel-Komplex übereinen Mittelsmann an den Pop-Star Billy Idol verkaufen, der ohneGrund abgesprungen sei. Der Agent habe nach kalifornischem Rechteinen Prozess gegen Idol angestrengt, an dem sich Alexandra Kaufmannbeteiligt habe mit dem Argument, der «Ärger» habe ihreKrebserkrankung ausgelöst.

«Wie sie und der Agent sich das Geld teilen wollten, weiß ichnicht», erklärte Kaufmann. Ursprünglich war angeblich nur die Zahlungdes Preises für das 10 000 Quadratmeter große Grundstück in Höhe von2,5 Millionen Mark an das Paar vorgesehen.

Am Tatabend kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischenKaufmann, dem Sohn eines farbigen US-Soldaten, mit dem geprelltenGeldgeber. «Er war sofort laut und böse», sagte Kaufmann. Es gebekeinen Prozess, Alexandra solle «verrecken, die Sau!», habe derSteuerberater gerufen. Diese Beschimpfung seiner Frau habe er «nichtverkraftet», erklärte der Angeklagte. Auf einmal habe sich derSteuerberater «nicht mehr gerührt». Die Verhandlung gegen Kaufmannwird voraussichtlich vier Tage dauern.