Prozess in Belgien Prozess in Belgien: Dutroux-Opfer wurden lebendig begraben

Arlon/Brüssel/dpa. - Der mutmaßliche belgische Mädchenmörder Marc Dutroux soll seine beiden ältesten Opfer bei lebendigem Leib vergraben haben. Diese Behauptung von Dutroux' mitangeklagter Ex- Ehefrau Michel Martin könne durch kein Ermittlungsergebnis widerlegt werden, sagte Untersuchungsrichter Jacques Langlois am Mittwoch vor dem Gericht in Arlon. Erstmals nahm nach Angaben der Agentur Belga Laetitia Delhez, eines der beiden überlebenden Entführungsopfer als Nebenklägerin an dem Prozess teil. Sie soll Anfang April als Zeugin aussagen.
Der Untersuchungsrichter schilderte die Ermittlungen zur Entführung von An Marchal und Eefje Lambrecks am 22. August 1995 in der Küstenstadt Ostende. Die damals 17 und 19 Jahre alten Mädchen seien von Dutroux und seinem mitangeklagten Komplizen Michel Lelièvre aufgegriffen worden, als sie als Anhalterinnen eine Mitfahrgelegenheit suchten. Die Entführer hätten sie dann in den Ort Marcinelle verschleppt und nackt in eine Kammer gesperrt. Im Keller desselben Gebäudes befanden sich nach Angaben des Fahnders bereits die zuvor entführten 8-jährigen Mädchen Julie und Mélissa.
Ex-Ehefrau Martin hatte in den Vernehmungen erklärt, Dutroux selbst habe ihr gegenüber die Ermordung der beiden jungen Frauen zugegeben. Sie hätten gestört, es sei unmöglich, sie am hellen Tag in dem Haus zu haben. Das sei Anfang September 1995 gewesen. Geholfen habe ihm sein Komplize Bernard Weinstein, den Dutroux ebenfalls umgebracht haben soll. Der Untersuchungsrichter gab mit dieser Schilderung die Aussage Martins wieder und bekräftigte, es gebe nichts, was dem widerspreche.
Die Leichen von An und Eefje wurden nach der Festnahme Dutroux' im August 1996 auf einem früher von Weinstein genutzten Grundstück gefunden. Beide müssen völlig ausgehungert gewesen sein. Über Ans Kopf war ein Plastiksack gestülpt und hermetisch verschlossen worden, auch ihre Arme waren mit Klebeband gefesselt. Vor seiner Aussage warnte der Untersuchungsrichter angesichts der anwesenden Väter von An und Efje: «Was Sie hören werden, ist hart und anstrengend. Meine Aussage spiegelt nichts Menschliches wieder, es ist die Sprache eines Ermittlers, der unparteiisch sein und sich an die Fakten halten muss.»
Die heute 22-jährige Laetitia, die 1996 als letzte der sechs Mädchen entführt worden war, war am Mittwoch erstmals im Verfahren anwesend. Sie wolle alles erfahren, sagte ihr Anwalt Jan Fermon. Sie frage sich, ob ihr dasselbe Schicksal gedroht habe wie An und Eefje. Im Gerichtssaal habe sie Dutroux zum ersten Mal seit ihrer Befreiung aus dessen Kellerverlies wiedergesehen. «Der hat ihr Leben zerstört», sagte Fermon.

