Prozess gegen Polizisten Prozess gegen Polizisten: Bayern-Fan vereitelt Beckenbauer-Strafe
München/dpa. - DasVerwaltungsgericht München gab damit am Montag einem Antrag desPolizeipräsidiums Oberbayern statt, das zunächst weitere Vorwürfegegen den 42 Jahre alten Kriminaloberkommissar klären und dann in dasVerfahren einbringen will. Die neuen Vorwürfe seien ähnlichgravierend wie die vereitelte Ahndung des Verkehrsverstoßes, sagteein Vertreter des Polizeipräsidiums, der aber keine Details nannte.
Der «Fußball-Kaiser» und Chef des WM-Organisationskomitees war ineinem Wagen des Vereins am 10. Juni 2005 in München geblitzt worden,weil er statt der erlaubten 30 mit 74 Stundenkilometer schnell war.Der Fuhrparkleiter des Clubs fragte daraufhin den Oberkommissar undehrenamtlichen FC-Bayern-Ordner, ob sich da nichts machen ließe.
Nach Rücksprache mit einem Kollegen, der sich wiederum mit einemSachbearbeiter des Münchner Kreisverwaltungsreferats beriet, tippteder Beamte auf dem Dienstcomputer ein Schreiben unter dem Namen einesangeblichen stellvertretenden Dienststellenleiters. Darin hieß es,das FC-Bayern-Fahrzeug - mit dem Kennzeichen M-RM 482, wobei RM fürRekordmeister steht - sei der Kriminalinspektion Ingolstadt fürÜberwachungszwecke zur Verfügung gestellt worden und der Fahrer seizur Tempoüberschreitung berechtigt gewesen. Daraufhin wurde dasVerfahren eingestellt. Beckenbauer blieben Bußgeld, Fahrverbot undFlensburger Punkte erspart.
Doch die Sache flog durch die Aufmerksamkeit einer Mitarbeiterinbeim Kreisverwaltungsreferat auf. Im Dezember 2005 wurden derKripobeamte und seine zwei Behördenhelfer per Strafbefehl zu je achtMonaten Bewährungsstrafe wegen Urkundenfälschung verurteilt. In demDisziplinarverfahren vor dem Verwaltungsgericht geht es nun um dieFrage, ob der Polizist mit einem Monatsgehalt von netto knapp 3000Euro noch Beamter bleiben kann. Der zweifache Familienvater erklärteseinen Fehltritt mit einer Mischung aus Hilfsbereitschaft undNaivität und sprach von einer «Riesendummheit». Er ist derzeit beivollem Gehalt vom Dienst suspendiert.
Beckerbauer kam ungeschoren davon. Als ihm doch noch dasAnhörungsschreiben zu dem Verkehrsdelikt an seine Adresse inKitzbühel in Österreich zugestellt wurde, war die Frist für eineAhndung bereits abgelaufen. Denn im automatisierten Verfahren hattezunächst auch noch der Computer gestreikt, weil er ein MünchnerKennzeichen und einen Fahrer mit Wohnsitz im Ausland nichtzusammenbringen konnte.