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Prozess am Mittwoch Prozess am Mittwoch: Was im "Horror"-Haus von Höxter wirklich geschah

Von Barbara Cepielik 26.10.2016, 08:40
Das Haus in Höxter-Bosseborn, in dem sich die Misshandlungen ereigneten.
Das Haus in Höxter-Bosseborn, in dem sich die Misshandlungen ereigneten. dpa

Paderborn - Warum verlieben sich Frauen schon nach wenigen Telefonaten in einen Mann und ziehen direkt mit ihm und seiner angeblichen Schwester zusammen? Warum schicken sie ihm Geld, obwohl sie erst wenige E-Mails ausgetauscht haben. Und: Warum verlassen sie das Haus in Höxter nicht auf dem Absatz, nachdem sie das verwahrloste Gebäude auch nur kurz von innen gesehen haben?

Es sind Fragen wie diese, die sich viele Menschen stellen, seit im Frühjahr bekannt wurde, was sich in dem abgelegenen Gehöft am Rande von NRW ereignete. Ein Mann und eine Frau sollen mehrere Frauen bei sich einquartiert und dann auf das Grauenvollste körperlich und seelisch gequält und an der Flucht gehindert haben. Zwei Frauen überlebten die unbeschreiblichen Torturen nicht.

Anklage gegen Ehepaar

Die 47 Jahre alte Angelika W. und ihr ein Jahr jüngerer Mann Wilfried sind wegen zweifachen Mordes und mehrfacher schwerer Körperverletzung angeklagt. Das Paar so, die Staatsanwaltschaft, habe aus niedrigen Beweggründen, grausam und zur Verdeckung einer Straftat gehandelt.

Die nüchterne Anklage gibt das, was in dem „Horrorhaus von Höxter“ geschah, nicht ansatzweise wieder. Was aber dem als glaubwürdig eingestuften Geständnis der Frau zu entnehmen ist, lässt den Atem stocken. Die Ende April festgenommenen Angeklagten hatten jung geheiratet, Wilfried W. entwickelte sich schnell zum prügelnden, sadistischen Ehemann. Er ließ, so gab es seine Frau zu Protokoll, nur von ihr ab, wenn eine dritte Person im Hause war.

Die Angeklagten und spätere Opfer lernten sich über Kontaktanzeigen kennen. Für zwei der so angelockten Frauen endete die Folter tödlich. Die aus Niedersachsen stammende 33-Jährige erlag am 1. August 2014 den Folgen „schwerster körperlicher Misshandlungen“. Ihre Leiche sollen die Täter in eine Tiefkühltruhe gelegt, in Stücke zerteilt und dann verbrannt haben.

Das 41-jährige zweite Todesopfer soll im März nach Höxter gezogen sein. Die Frau starb am 21. April an den Folgen schwerer Misshandlungen. Ihr Tod in einer Klinik brachte die Vorgänge ans Licht. Das Täterpaar flog auf, als es die schwerst verletzte Frau wegbringen wollte und auf der Fahrt mit dem Auto liegenblieb.