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Protest gegen Rechts in Kreuzberg Protest gegen Rechts in Kreuzberg: Tausende Berliner stoppen die NPD

Von A. Kopietz und B. Weitzel 26.04.2014, 08:24

Berlin - Tausende Menschen haben eine Demonstration der rechtsextremen NPD durch Kreuzberg verhindert. Schon nach wenigen hundert Metern musste der NPD-Zug stoppen. Alle Straßen entlang der Route waren von Menschen blockiert. Eine Räumung, so der Polizeisprecher Thomas Neuendorf, war "wegen der vielen Gegendemonstranten aus Verhältnismäßigkeitsgründen nicht möglich".

Etwa 80 der Teilnehmer meldeten später eine weitere Demo vom S-Bahnhof Adlershof zur zum S-Bahnhof Spindlersfeld in Köpenick an. Ein großes Polizeiaufgebot begleitete den Start der neuen Aktion in Adlershof.

Am Nachmittag war die Suche nach einer Alternativstrecke in einem Gespräch zwischen der Einsatzleitung und dem Anmelder der Demo, dem Berliner NPD-Chef Sebastian Schmidtke, abgeblasen worden. Die NPD nutzte den Stopp des Zuges für eine Kundgebung.

Ein Redner wurde wegen des Verdachts der Volksverhetzung vorläufig festgenommen. Das teilte die Polizei am Samstag über Twitter mit. Abgeordnete von Piraten und Linken hatten den Mann angezeigt, nachdem er eine volksverhetzende Parole ins Mikrofon gerufen hatte. Auf Seiten der NPD gab es drei weitere Festnahmen wegen Körperverletzung und Bedrohung.

Tumulte am Vormittag

Elf Festnahmen gab es bei linken Gegendemonstranten. Die Gründe: Landfriedensbruch, versuchte Gefangenenbefreiung, Vermummung und Widerstand. Etwas abseits der Demo-Strecke im Köllnischen Park lieferten sich am Nachmittag Linksautonome eine Schlacht mit der Polizei. Sie warfen Steine und Flaschen und zündeten Nebelbomben.

Auch am Vormittag war die Lage schon mehrfach unübersichtlich. An der Stralauer Alle kam es zu Tumulten, als der Lautsprecherwagen der NPD dort eintraf. Als Gegendemonstranten diesen blockierten, wurden sie von Insassen mit Feuerlöschern besprüht und mit Holzlatten bedroht. An der alten Jakobstraße wurde außerdem eine mobile Toilette angezündet.

Der innenpolitische Sprecher der Grünen, Benedikt Lux, begrüßte im rbb-Inforadio, dass die Polizei die Route der Demonstration bereits am Freitag bekanntgegeben hatte. „Ich bin der Meinung, dass wenn man frühzeitig die Uhrzeiten und die Routen von Demonstrationen veröffentlicht, man mit klaren Verhältnissen Gegendemonstrationen ermöglicht und die Polizei gar nicht erst in den Verdacht kommt, die Route geheim zu halten.“ Zu der Blockade aufgerufen hatte das Bündnis „Berlin nazifrei“, zu dem auch Grüne, Linke, Jusos, die Gewerkschaft Verdi und Bürgerinitiativen gehören.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) dankte am frühen Abend den friedlichen Gegendemonstranten. „Die Berliner haben heute einmal mehr eindrucksvoll gezeigt, dass in Berlin für den braunen Mob kein Platz ist“, erklärte Wowereit nach Angaben eines Sprechers. Innensenator Frank Henkel (CDU) lobte die Berliner Polizei: „Sie hat in einer sehr unübersichtlichen und schwierigen Situation gewohnt professionell gehandelt“, erklärte er. Bedauerlich sei, dass linke Demonstranten gewalttätig geworden seien. „Insgesamt überwiegt jedoch deutlich das Bild eines friedlichen Gegenprotests.“ (mit dpa)

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