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Prostitution Prostitution: «Bordelle sind ein Gewerbe»

Von Jutta Schütz 08.05.2002, 12:04
Stephanie Klee
Stephanie Klee dpa

Berlin/dpa. - Als exotischen Verein wollen sich die Gründungsmitglieder nichteinstufen lassen. Die fünf Damen und ein männlicher Kollege ausHamburg betonten: «Wir verfolgen ernsthafte Ziele auf der politischenEbene.» So wolle der Verband eine Akkreditierung beim Bundestagerreichen, um Einfluss auf die Veränderung weiterer Gesetze nehmen zukönnen, hieß es selbstbewusst. Und in der Hauptstadt sollen Gesprächemit dem «Herrn Wirtschaftssenator Gysi» aufgenommen werden.

Erst zum 1. Januar war das Gesetz zur rechtlichen und sozialenBesserstellung der rund 400 000 Prostituierten in Deutschland inKraft getreten. Mit der gesetzlichen Regelung war erstmals dieSittenwidrigkeit des so genannten ältesten Gewerbes der Weltaufgehoben worden. Danach können sich Prostituierte sozialversichernund ihr Entgelt gerichtlich einklagen.

«Das Gesetz war ein großer Schritt zur Gleichberechtigung», sagteKlee. Doch in der Praxis sei man davon noch weit entfernt. So gäbenBanken keine Kredite für die Eröffnung eines Bordells - aus«moralischen Gründen». Steuern habe sie als Unternehmerin schon immergezahlt, aber Rechte habe sie keine gehabt. Das solle anders werden.

«Ich möchte lieber mit offenen Karten spielen», bekannte PetraKratz, Betreiberin der Berliner Bar Royal. Bis jetzt müsse man wegenbefürchteter Benachteiligungen bei den Behörden die Art seinesUnternehmens verschleiern. «Ich will aber saubere Bücher führenkönnen.» Der Verband solle ihr dabei den Rücken stärken.

Die Verbandsgründer haben an vieles gedacht in ihrem Programm: Soverstehen sie sich auch als Arbeitgeber. «Wir suchen permanentqualifiziertes Personal», sagte Klee. Nicht nur eine Jobbörse istgeplant. An «Migrantenkolleginnen» sollte eine Greencard zurbefristeten Arbeitserlaubnis vergeben werden, lautet eine Forderung.

Die Betreiberin des Cafe «Psst», Felicitas Weigmann, die durcheinen gewonnenen Rechtsstreit um ihr Haus bekannt geworden war,berichtete von endlosen Auseinandersetzungen mit Behörden. DassProstituierte teilweise keine Arbeitsverträge nach dem neuen Gesetzwollten, sondern «schwarz» lieber brutto gleich netto kassierten,liege in der Natur des Menschen. Das könne bei der Steuerpolitik garnicht anders sein, sagte sie.