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Prostitution Prostitution: 1,2 Millionen Deutsche kaufen täglich Liebe

06.07.2004, 13:49
St. Pauli mag Epizentrum des horizontalen Gewerbes sein - Berlin indes gilt in der Branche als besonders freizügig.
St. Pauli mag Epizentrum des horizontalen Gewerbes sein - Berlin indes gilt in der Branche als besonders freizügig. dpa

Berlin/dpa. - Unter Prostituierten und Bordellbesitzern giltBerlin weiterhin als liberalste Stadt in Deutschland. In derHauptstadt gebe es weder Sperrstunden noch Sperrzonen, sagteStephanie Klee, Vorsitzende des Bundesverbandes SexuelleDienstleistungen, am Dienstag. Im Gegensatz zu vielen anderenKommunen mache Berlin den Sexarbeiterinnen das Leben auch nicht durchSondersteuern oder Baurechts-Vorschriften schwer. Rund zweieinhalbJahre seit dem Bestehen des neuen Prostitutionsgesetzes laufen dieRegelungen nach Klees Ansicht bundesweit aber weitgehend ins Leere.

Das Interesse an Bordellen ist nach Angaben der Gewerkschaftver.di in Deutschland ungebrochen. 1,2 Millionen Männer zahltentäglich für sexuelle Dienstleistungen. Die Bundesregierung schätztdie Zahl der Prostituierten auf rund 400 000.

Die Legalisierung der Prostitution habe nicht zu einer Etablierungals Gewerbe geführt, ergänzte Klee. Die Bundesländer und Kommunenlegten das Gesetz weiter sehr unterschiedlich aus und behindertenProstitution durch Sperrbezirke oder Baurechts-Vorschriften. Soerklärte Dresden laut einer ver.di-Untersuchung fast das gesamteStadtgebiet zur Sperrzone und hebelte damit das Bundesgesetz faktischaus. Köln und Gelsenkirchen erheben nach Angaben des Prostituierten-Verbandes neue Vergnügungssteuern.

Durch das neue Gesetz sind nach Angaben des Verbandes auch nichtmehr geregelte Arbeitsverträge in der Branche entstanden.Selbstständige Prostituierte meldeten sich zumeist nur beim Finanzamtan, wenn ihre Tätigkeit vom Fiskus nicht zurückverfolgt werde.

Das Prostitutionsgesetz war im Januar 2002 in Kraft getreten undregelt die zivil-, arbeits- und sozialrechtlichen Beziehungenzwischen Sexarbeiterinnen, Kunden und Arbeitgebern. Auch dieoffizielle Berufsbezeichnung «Prostituierte» ist seitdem verbrieft.Der Bundesverband für Sexuelle Dienstleistungen hat inzwischen 69Mitglieder. Mit Unterstützung des Familienministeriums hat derVerband druckfrisch die Broschüre «Rechtliches ABC der Prostitution»herausgegeben.