Prominente Prominente: Warum interessieren sich so viele für Paris Hilton?

Hamburg/dpa. - Doch diese B- bis C-Promis sind nix gegen daseinzig wahre It-Girl: Paris Hilton. Erst durch ein zunächst aufmysteriöse Weise in die Öffentlichkeit gelangtes Sex-Video («OneNight in Paris») zum internationalen Star aufgestiegen, berichteten Mitte des Jahres selbst seriöse Medien wochenlang über den Gefängnisaufenthalt der Blondine. Warum das Partygirl zum weltweiten Medienliebling geworden war, wusste da kaum noch jemand. Kann nix, macht nix? Weit gefehlt.
«Sie sind nicht zu unterschätzen: It-Girls haben Intuition, Gespür für medienträchtige Atmosphäre, eine Nase für Menschen und Momente», sagt Professor Franco Rota von der Hochschule der Medien, Werbung und Marktkommunikation in Stuttgart. Schon das allein sei eine Gabe, mitder es so manches It-Girl schon wieder verdiene, berühmt zu werden,auch, wenn das Talent etwa als Schauspielerin, Sängerin oder schlichtzum Posieren erst später geschult werde. Das gelingt mal mehr oderweniger erfolgreich.
Ariane Sommer hat sich nach Amerika zurückgezogen, Schumacher-FrauCora taucht extravagant gestylt immer mal wieder in der Klatschpresseauf, und Claudia Effenberg - zweifache Fußballer-Gattin - ist gerademit einer Fernsehshow gescheitert. Plappermaul Verona Feldbusch hates hingegen zu einer erfolgreichen Geschäftsfrau gebracht, diegleichzeitig die Medien bedient - mit anrührenden Familiengeschichtenund gewagten Outfits. Zwei entscheidende Mechanismen, wie derBerliner Biopsychologie-Professor Peter Walschburger anmerkt. Es sinddie Menschen und die Medien, die die It-Girls hypen.
«Verona Feldbusch hat als "Dummchen" gepunktet, ist aber vielgeschickter als zunächst angenommen und hat sich dann selbst alsMarke geschaffen», sagt Walschburger. Er vergleicht die Prominenzvieler Party-Girls mit dem Wirbel um Eisbär Knut: «Dieser Eisbär hatdurch seine Tollpatschigkeit den Beschützerinstinkt geweckt, nochdazu gab es eine herzzerreißende Geschichte um sein Leben, und dieMedien sind voll drauf angesprungen», sagt der Professor. Dadurchhabe es einen Multiplikatoreneffekt gegeben. Alle Welt kannte Knut,ganz wie Paris Hilton.
Der Stuttgarter Professor Rota stellt eine weitere Überlegung an:It-Girls sind nicht nur sexy Frauen mit dem gewissen Etwas - wennauch mitunter ohne weitere große Eigenschaften - sie haben ihreBerühmtheit auch den modernen Medien zu verdanken - eben derInformationstechnologie-Branche (IT). «So schaffen die von mir alsIT-People bezeichneten ursprünglichen Nobodies hauptsächlich durchdas Netz den Sprung zur Berühmtheit.» Neben Paris Hilton nennt er die17-jährige Kalifornierin Cory Kennedy. Innerhalb von zwei Jahrenwurde die Schulgöre mit Rehaugen, zerzauster Haarmähne und gepflegtemAnti-Look zum It-Girl - im Internet und in der Wirklichkeit.
«Das Ungewöhnliche an den It-Girls ist ihre Gewöhnlichkeit, ihrsexy Girl-Next-Door-Appeal», sagt Professor Rota. Gleichzeitigkontrastierten sie die Normalos: Mal zeigen sie den Busen, knutschenmit einer Frau, werfen mit der Handtasche nach Paparazzi. Das schafftAufmerksamkeit. «Es macht einfach Spaß, ein bisschen am Leben derReichen und Schönen teilzuhaben und gleichzeitig außen vorzubleiben»,sagt Diplom-Psychologin Monika Weiderer von der FachhochschuleRegensburg.
Denn bei all den Eskapaden und Skandalen denkt so manchAußenstehender - mitunter mit etwas Häme: Die sind ja auch nichtglücklich. Sind sie in vielen Fällen auch nicht. «Viele dieser Promissind psychologisch betrachtet nicht besonders stabil, fast krankhaftselbstsüchtig und haben häufig Probleme, die mit ihrer übertriebenenSelbstdarstellung und ihrem ausschweifenden Lebensstilzusammenhängen», erklärt Walschburger.
Klassische It-Boys gibt es bislang nicht. «Es mag unbewusst sein,doch noch immer gilt aus Sicht der Frauen, dass der Mann, soll erauch als Partner taugen, schon etwas geleistet haben muss, möglichstmächtig sein und als Familienvater taugen sollte», sagt Walschburger,und Weiderer fügt hinzu: «Frauen können sich immer noch eher alsMänner leisten, einfach nur hübsch zu sein.»