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Promi-Geburtstag vom 17. Dezember 2016: Papst Franziskus

16.12.2016, 23:01
Papst Franziskus wird 80. Foto: Giorgio Onorati
Papst Franziskus wird 80. Foto: Giorgio Onorati ANSA

Rom - Für einen 80-Jährigen ist das Programm äußerst straff. Jeden Tag früh aufstehen, beten, Messen zelebrieren, etliche Gäste empfangen, um die Welt reisen, Schriften verfassen, Termine, Termine, Termine.

Papst Franziskus sieht manchmal müde aus, aber an Reformeifer fehlt es ihm nicht. Auch wenn der Wind, der ihm entgegen bläst, immer rauer wird. Zu seinem 80. Geburtstag diesen Samstag werden unzählige Glückwünsche eingehen. Aber so beliebt, wie es scheinen mag, ist der Argentinier nicht. Vor allem in den eigenen Reihen formiert sich ernstzunehmender Widerstand.

So hatten ihm im September hatten mehrere Kardinäle, darunter Joachim Meisner und Walter Brandmüller aus Deutschland, einen öffentlichen Brief geschrieben. In diesem forderten sie vom Oberhaupt der Katholiken Aufklärung über dessen Schreiben über Familie und Liebe, „Amoris Laetitia”. Im Kern geht es um die Frage, wie man in der katholischen Kirche mit wiederverheirateten Geschiedene umgehen soll und ob sie anders als bisher in Ausnahmefällen zur Kommunion zugelassen werden dürfen oder nicht. Der Brief sei ein unglaublicher Vorgang, meinen viele. Von einem „schwerwiegender Skandal” hatte der der Dekan eines der höchsten Gerichte der katholischen Kirche, Priester Pio Vito Pinto, gesprochen.

„So einen direkten Angriff von Kardinälen gegen den Papst hat es noch nie gegeben”, sagte der Vatikan-Kenner und Autor Marco Politi der Deutschen Presse-Agentur. „Und das ist nur die Spitze des Eisberges einer ständig wachsenden Opposition.” Franziskus erlebe diese Tage in „vollkommener Gelassenheit”, sagte zu den Querelen um den Brief der Jesuitenpater und Franziskus-Vertraute, Antonio Spadaro, Radio Vatikan. „Der Papst weiß sehr gut, dass der Reformprozess der Kirche, wenn er effektiv ist, Spannungen schafft.”

Franziskus war nach dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. vor fast vier Jahren angetreten und hat die Kirche vom ersten Tag an mit seiner spontanen Art auf den Kopf gestellt. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. So stellt er sich die Kirche unter anderem als eine umgekehrte Pyramide vor, die von unten geführt wird und nicht von den Mächtigen da oben in Rom. Dass ihm das Motto von einer „armen Kirche für die Armen” Ernst ist, zeigen seine unzähligen Treffen mit Obdachlosen, Flüchtlingen, Häftlingen, Ausgestoßenen der Gesellschaft.

Er treibt den interreligiösen Dialog voran, lobt die Reformation und greift Themen wie die oft verkniffene Sexualmoral der Kirche an. Er machte die Vatikanfinanzen transparenter und lässt das Diakonat der Frau studieren. Auch wenn zur Enttäuschung vieler bei vielen seiner Reformen bisher keine greifbaren Ergebnisse herausgekommen sind: Zumindest bricht er Tabuthemen auf. Und vor allem ist ihm eines gelungen: Er hat die katholische Kirche vielen Gläubigen wieder näher gebracht. Junge Menschen nennen den Papst auf einmal „cool” - unter Benedikt eine undenkbare Beschreibung des Amtes.

Doch in der Kurie rumort es nicht erst seit gestern. „Die Gegenbewegung ist ein wenig wie die T-Party in den USA”, sagte Politi mit Bezug auf die konservative und rechte politische Bewegung in Amerika. Dabei geht es längst um mehr als nur um die Amtszeit von Franziskus. „Die Bewegung will Einfluss auf die Entscheidung über einen Nachfolger von Franziskus.” Ein Dogmatikprofessor sprach vor nicht allzu langer Zeit davon, dass sich bei der Wahl eines Nachfolgers herausstellen werde, ob Franziskus eine Art „Betriebsunfall” war oder ob die Kirche wirklich reformfähig ist oder alles beim Alten bleiben soll oder es wieder weiter rückwärts geht.

Nun ist Franziskus ja noch Papst, warum also schon über Nachfolger sprechen? Es war er selbst, der das Thema schon zu Beginn seiner Amtszeit auf den Tisch gebracht hatte. Auch er könne sich einen Rücktritt wie Benedikt vorstellen, wenn er zu schwach für das Amt werde, hatte er gesagt. Und: Sein Pontifikat werde ein kurzes. Innerhalb der nächsten fünf Jahre könnte sich das entscheiden, so Politi. „Es ist ganz klar, was er macht, wenn seine körperlichen Kräfte nicht mehr reichen.” 

Franziskus ist ein alter Mann, das sieht man ihm auch manchmal an, wenn er zum Beispiel bei offiziellen Empfängen wegzunicken droht. Aber das Programm, das er auch jetzt noch absolviert, deutet nicht darauf hin, dass er schwach wird. Das Geheimnis seiner Energie? Er schlafe wie ein Stein, sagte er unlängst in einem Interview.

Zu seinem Geburtstag wird er wieder im Mittelpunkt stehen - obwohl er am liebsten kein großes Aufheben um den Tag machen würde. Vielleicht wird wieder Tango getanzt wie vor zwei Jahren am Geburtstag des Argentiniers, vielleicht gibt es wieder ein Mittagessen mit Obdachlosen. Ein Programm gibt es bisher nicht. Klar ist, dass am Abend ein Benefizkonzert für bedürftige Kinder im Vatikan angesetzt ist. Franziskus wird da allerdings nicht dabei sein, sagte sein Sprecher.

Vielleicht geht es auch zünftig zu, so wie beim 88. Geburtstag des emeritierten Papstes Benedikt: Damals brachten ihm bayerische Gebirgsschützen Bier in den Vatikan. „Ich freu mich drüber, wie viele Jahre mir der liebe Gott noch schenkt, lieber nicht so arg viele, es ist gar nicht so lustig, im Alter noch so herumzukrabbeln”, sagte der Ex-Pontifex damals. Ein Satz mit gewissem Selbsthumor, dem man durchaus auch Franziskus zuordnen könnte.

Ein paar Glückwünsche für Franziskus gingen schon vor dem großen Tag ein. So sagte der 80 Jahre alte italienische Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi letzte Woche der Klatschzeitung „Oggi”: „Wir 36er Jahrgänge sind starke und zähe Junggebliebene.” (dpa)