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Problem durch "Gaffer" Problem durch "Gaffer": Wie man bei Unfällen Schaulust aktiv bekämpfen kann

28.09.2016, 17:00
 Ein Auto steht am 05.07.2015  in Bremervörde (Niedersachsen) nach einem Unfall fast fast vollständig in einer Eisdiele. Bei dem Unfall wurde 2 Personen getötet. Drei Männer im Alter von 20, 26 und 35 Jahren hatten die Arbeiten der Rettungskräfte behindert und müssen sich ab dem 29.09.2016 vor dem Amtsgericht der Stadt verantworten.
 Ein Auto steht am 05.07.2015  in Bremervörde (Niedersachsen) nach einem Unfall fast fast vollständig in einer Eisdiele. Bei dem Unfall wurde 2 Personen getötet. Drei Männer im Alter von 20, 26 und 35 Jahren hatten die Arbeiten der Rettungskräfte behindert und müssen sich ab dem 29.09.2016 vor dem Amtsgericht der Stadt verantworten. dpa

München - Gaffer sorgen bei Verkehrsunfällen mit ihrer Neugier oft dafür, dass sie Rettungskräfte bei ihrem Einsatz massiv behindern. Einige fotografieren oder machen sogar Handyfilme vom Geschehen. Ein neuer Gesetzentwurf will so ein Verhalten künftig unter Strafe stellen. Doch wie verhalten sich Autofahrer richtig?

Neugier ist dem Menschen angeboren

„Wenn ich ungewohnte Situationen sehe, werfe ich erst einmal einen Blick darauf. Denn ich will erfassen, was da los ist. Das weckt meine Neugierde und erzeugt Aufmerksamkeit“, sagt Verkehrspsychologe Ulrich Chiellino vom ADAC. Das sei der erste Impuls, auch bei einem Unfall.

„Das Neugiermotiv ist uns Menschen angeboren. Das ist erst mal auch nichts Negatives“, erklärt er. Wer im Vorbeifahren die Unfallsituation kurz erfasst, um etwa zu schauen, ob Hilfe erforderlich ist, handelt normal. „Denn ich muss mich ja auch erst einmal orientieren“.

Kritisch wird es ab dem Moment, wo die Autofahrer oder Fußgänger ihren eigentlichen Weg nicht mehr fortsetzen, obwohl bereits klar erkennbar Hilfe vor Ort ist und sich dazu entscheiden, die Situation passiv zu verfolgen, um zum Beispiel zu fotografieren oder zu filmen.

Distanz durch die Kamera eines Smartphones

„Durch die Kamera eines Smartphones habe ich eine Distanz zu dem, was ich anschaue. Das war früher so nicht der Fall“, so Chiellino. Und die Möglichkeit, Fotos und Filme im Anschluss etwa im Internet zu verbreiten und dafür Anerkennung durch hohe Klickzahlen zu bekommen, sei so früher auch nicht der Fall gewesen.

Um der Schaulust aktiv entgegenzuwirken, rät der Verkehrpsychologe, aktiv den Drang zu unterdrücken, sich dazuzustellen. Man solle sich etwa klar sagen: „Ich habe da nichts verloren, Hilfe ist da, ich gehe weiter meinen Weg.“

Andere von der Schaulust abzuhalten, davon rät Chiellino eher ab. „Da bin ich an Ort und Stelle schnell der Moralpolizist, was die Situation durch Konflikte weiter verschärfen könnte.“ Am besten ist es, durch sein eigenes Verhalten ein Vorbild abzugeben und weiterzugehen oder an der Unfallstelle vorbeizufahren.

Das gelte natürlich immer nur dann, wenn klar ersichtlich ist, dass Hilfe bereits vor Ort ist. Wenn nicht, ist das Gegenteil erforderlich, nämlich direkt hinzugehen, um Hilfe zu leisten. (dpa)