Premiere bei Schönheitswettbewerb Premiere bei Schönheitswettbewerb: Transfrau will Miss Universe werden

Bangkok - Seit fast 70 Jahren wird beim Miss-Universe-Wettbewerb die angeblich schönste Frau der Welt gekürt. Jetzt gibt es eine Neuerung, die nicht jedem gefällt: Neben der Deutschen Céline Flores Willers und 92 weiteren Kandidatinnen geht am Montag in Bangkok auch die Spanierin Angela Ponce ins Rennen – obwohl sie vor knapp 28 Jahren als Junge auf die Welt kam.
Erstmals in der Geschichte des Miss Universe tritt eine Transfrau an. Bei einigen Wettbüros gilt Miss Spanien sogar als größte Favoritin auf den Sieg.
Der 1,77 Meter großen gelernten Informatikerin aus Cádiz geht es nach eigener Aussage in erster Linie nicht um Ruhm, Krone und Titel. „Ich will denjenigen eine Stimme geben, die keine haben, obwohl sie schon lange eine verdient haben“, sagte Ponce jüngst in einem Interview.
Lektion erteilen
Sie wolle „der Welt eine Lektion erteilen“. Ähnlich kämpferisch äußerte sie sich nach ihrem sensationellen Triumph im Juni beim Miss-Spanien-Wettbewerb in unzähligen Interviews.
Im erzkatholischen Spanien löste der Sieg der Transfrau kaum Reaktionen aus. In der internationalen Miss-Szene sah es derweil ganz anders aus. Eine der Rivalinnen von Ponce um den Welttitel machte aus ihrer Meinung keinen Hehl.
„Ein Schönheitswettbewerb wie Miss Universe ist für Frauen, die als Frauen geboren wurden“, stichelte die Kolumbianerin Valeria Morales, der in Bangkok ebenfalls gute Siegeschancen eingeräumt werden.
Auch musste sich Ponce die Frage gefallen lassen, warum sie überhaupt an dem überkommenden und tendeziell sexistischen Wettbewerb teilnehme.
Kindheitstraum erfüllt
„Ich wollte das schon als kleines Mädchen. Und ich zeige damit, dass Transfrauen alles werden können. Mutter, Ärztin oder Miss Universe “, ist ihre Antwort.
Attacken prallen an Ponce aber – zumindest äußerlich. In Interviews wirkt sie stets selbstsicher, resolut und mit sich selbst und der Welt im Reinen.
„Ich bin nur schwer verwundbar“, sagt die Frau, die nach den vorgeschriebenen Therapien mit 17 mit den Hormonbehandlungen begann, und sich anschließend mehreren geschlechtsangleichenden Operationen unterzog.
Selbstbewusstsein und Widerstandsfähigkeit musste sich das als zweites von drei Kindern eines ärmeren Ehepaars am 18. Januar 1991 in der 14 000-Einwohnergemeinde Pilas rund 30 Kilometer westlich von Sevilla geborene Transmädchen früh aneignen.
Im Dorf, in dem der Vater eine kleine Kneipe betrieb, sei das Aufwachsen für den kleinen Ángel Mario trotz der Unterstützung der verständnisvollen Eltern besonders schwer gewesen, erzählte Ponce der Zeitung „El País“.
Blumenschmuck im Haar
„Ich hatte aber eine glückliche Kindheit, weil ich ein Dickkopf bin. Wenn mich jemand damals als Tunte beschimpfte, weil ich einen Haarreif trug, bin ich am nächsten Tag mit einem noch größeren auf die Straße gegangen. Und mit Blumenschmuck.“
Heute setzt sie sich als Aktivistin in der LGBT-Bewegung (Abkürzung für Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender) ein und hält unter anderem in Schulen Vorträge.
Ändern wolle und könne sie die Einstellung ihre Kritiker nicht. „Das ist nicht meine Aufgabe. Ich will vielmehr zeigen, wer ich bin.“ (dpa)