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Portugal Portugal: Papst wird in Fátima begeistert empfangen

12.05.2010, 19:27
Benedikt XVI. ist am Mittwoch in dem portugiesischen Marienwallfahrtsort Fátima von zehntausenden Menschen begeistert empfangen worden. (FOTO: DPA)
Benedikt XVI. ist am Mittwoch in dem portugiesischen Marienwallfahrtsort Fátima von zehntausenden Menschen begeistert empfangen worden. (FOTO: DPA) ANSA

Fátima/dpa. - Balsam für die vom Missbrauchsskandal gebeuteltePapst-Seele: Benedikt XVI. ist am Mittwoch in dem portugiesischenMarienwallfahrtsort Fátima von zehntausenden Menschen begeistertempfangen worden. Das Oberhaupt der katholischen Kirche war amNachmittag per Hubschrauber angekommen und mischte sich nach kurzerFahrt im «Papamobil» sofort unter die Pilger. Vor der Marienstatue inder Erscheinungskapelle versank Benedikt im Gebet.

Immer wieder hallte es im Heiligtum: «Viva o Papa». Mehrerehundert Kinder sangen für den Besucher aus dem Vatikan. «Er ist vielsympathischer, als ich gedacht habe», sagte eine ältere Frau demportugiesischen Fernsehen.

Fátima ist das Hauptziel des viertägigen Portugal-Besuchs desPontifex. In der kleinen Gemeinde jährt sich an diesem Donnerstag(13. Mai) die erste Marienerscheinung, die drei Hirtenkinder vor 93Jahren auf einem freien Feld gehabt haben sollen. Joseph RatzingersVorgänger als Kirchenführer hatte das düstere dritte von dreiGeheimnissen, die von der Muttergottes an die Kinder weitergegebenworden sein sollen, ganz klar auf sich bezogen: 1981 - ebenfalls am13. Mai - überlebte Johannes Paul II. wie durch ein Wunder einAttentat. In Dankbarkeit brachte er der Madonna in Fátima bei seinemdritten Besuch der Wallfahrtsstätte dann die Kugel des Mehmet AliAgca mit. Sie wurde später in die Krone der Marienstatue eingefügt.

Benedikt gedachte in der Kapelle seines polnischen Vorgängers undbedankte sich für die «unsichtbare Hand», die den Tod von JohannesPaul II. beim Anschlag verhindert habe. In der 2007 eingeweihtenDreifaltigkeitskirche von Fátima, etwa 120 Kilometer nördlich vonLissabon, drückte der Papst danach in einer Ansprache die Hoffnungaus, dass die «Kirche von heiligen Priestern erneuert werden möge».Die Priester rief er auf, bei ihrer Berufung nicht nachzulassen undden «Eingebungen des Bösen» nicht nachzugeben.

An der Feier der Vesper in der riesigen Basilika nahmen rund 6000Priester, Ordensleute, Seminaristen und Diakone teil. Vor ihnenrichtete der Papst vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals in derKirche mahnende Worte. «Viele unserer Brüder leben, als ob es keinJenseits gebe, ohne sich um ihr ewiges Heil zu sorgen.» Benediktforderte die anwesenden Kirchenleute nachdrücklich auf, besondersdarauf zu achten, wenn «priesterliche Ideale» beeinträchtigt würdenoder wenn jemand Aktivitäten nachgehe, die nicht angemessen seien.

Am Abend stand noch die Segnung der Fackeln im Heiligtum vonFátima auf dem Programm.

Am Vormittag hatte Benedikt in Lissabon Kulturschaffende undIntellektuelle aufgerufen, den auch für die Katholiken wichtigenDialog mit der Kirche nicht abreißen zu lassen. Außerdem sollten sieTradition und Geschichte auch in der heutigen schnelllebigen Zeitnicht über Bord werfen, mahnte er bei einem Treffen mitportugiesischen Künstlern und Wissenschaftlern im KulturzentrumBelém. Benedikt unterstrich, wie wichtig es sei, den Wert deskulturellen Erbes eines Landes und seiner Geschichte nicht zuvergessen: «Ein Volk, das nicht mehr weiß, was seine eigentlicheWahrheit ist, verliert sich schließlich in dem Labyrinth der Zeit undder Geschichte, ist ohne klare, feste Werte.»