Porträt Porträt: Orlando Bloom: Mädchenschwarm und Kreuzritter
London/dpa. - Zur Europapremiere in London am Montagabend war das Kreischender Fans so laut wie bei einer Boygroup in den besten Zeiten. Und eswäre noch lauter gewesen, wenn sie gehört hätten, was Bloom kurzvorher verraten hat: «Nein, im Moment nicht», sagte er auf die Frage,ob er derzeit eine Freundin hat.
Tatsächlich werden wohl einige Frauen seinetwegen in denRitterfilm gehen und dafür die vielen Schlachten in Kauf nehmen. Mitden halblangen braunen Haaren, dem dunklen Teint und dem verwegenenPiratenbärtchen - er dreht gerade die Fortsetzung von «Fluch derKaribik» - sieht Orlando Bloom so spanisch aus wie sein Vornameklingt. Wenn er aber davon erzählt, wie es war, mit StarregisseurRidley Scott («Gladiator», «Blade Runner») zu drehen, klingt das ehernach britischem Understatement.
Auch wenn es viele Männer nicht gerne hören werden: Ein lieberKerl scheint Bloom auch noch zu sein, einer, der sich in Interviewszum Fingernägelkauen und zur Rechtschreibschwäche bekennt. Am Armträgt er Freundschaftsbänder, bei Dreharbeiten rettet er einenStraßenhund und neben Autogramme malt der Schauspieler geduldig einHerzchen. «Diese Mädchen sind so große Fans, ich bin ihnen sodankbar», sagt «Orli» über sein junges Publikum. Ein bisschen«unheimlich» ist ihm der Rummel aber doch manchmal.
Bislang verlief seine Karriere rasant: Sein Schauspielhandwerklernte Bloom an der British American Drama Academy und an derGuildhall School of Music and Drama in London. Nach Bühnenauftrittenund einer ersten Filmrolle 1997 in «Wilde» mit Stephen Fry war die«Herr der Ringe»-Trilogie ab 2001 sein internationaler Durchbruch.Als Elben-Bogenschütze Legolas trug er die Haare noch blond gefärbt,dann wechselte er im Film die Waffen und auch die Haarfarbe.
In «Fluch der Karibik», von dem gleich zwei Fortsetzungen in dieKinos kommen, spielte Bloom an der Seite Johnny Depps einenPiratensohn, in «Troja» den Paris, in der Komödie «The Calcium Kid»einen boxenden Milchmann. Bei den vielen Fecht-, Reit- undKampfszenen kommt ihm zu Gute, dass er ein leidenschaftlicherSportler ist. Es heißt, dass der Brite sich schon ziemlich jedenKnochen einmal gebrochen hat und vor einigen Jahren sogar von einerDachterrasse gestürzt ist. Im Moment kommt Bloom privat nur zumWellenreiten, was er bei den Dreharbeiten zum «Herrn der Ringe» inNeuseeland gelernt hat.
Mit Ridley Scott hat Orlando Bloom schon einmal gearbeitet, in demumstrittenen Kriegsdrama «Black Hawk Down» (2001) hatte er eineNebenrolle. Als edler Kreuzritter Balian im «Königreich der Himmel»,wofür er sich mit Gewichten Muskeln antrainierte, will der 28-Jährigenun den Übergang von der Jungen- zur Männerrolle schaffen, wie ersagt. Das gelingt Orlando Bloom in dem Film zwar, der Wechsel insCharakterfach steht ihm aber noch nicht wirklich bevor. Lob gibt esimmerhin aus dieser Ecke: Jeremy Irons schwärmt vom Potenzial und derDisziplin seines Kollegen. Bloom ist für ihn «wie junger Wein».