1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Porträt: Porträt: Ein Leben zwischen Verzicht und Rebellion

Porträt Porträt: Ein Leben zwischen Verzicht und Rebellion

Von Anna Tomforde 09.02.2002, 17:52

London/dpa. - Prinzessin Margaret, die am Samstag im Alter von 71Jahren gestorben ist, galt lange Zeit als der heimliche Star desbritischen Königshauses. Schon bevor das Haus Windsor in den 90erJahren von Eheskandalen der nachfolgenden Generation erschüttertwurde, hatte Margaret mit Affären und Scheidung für Sprengstoffgesorgt. Ihr Leben war von Rebellion, Enttäuschung und Verzichtgekennzeichnet.

Die jüngere Schwester der Queen war dennoch für viele eineBilderbuch-Prinzessin, deren tief unglückliche Liebschaften dieHerzen von Millionen berührten. Andere sahen in ihr eineSchauspielerin, die zeitlebens die Unglückliche mimte, weil sie diegroße Liebe ihres Lebens nicht bekam.

Durch ihre Romanze mit dem Fliegeroffizier Peter Townsend gerietdie am 21. August 1930 geborene Prinzessin Anfang der 50er Jahre indie Schlagzeilen. Sie hatte sich unsterblich in den Adjutanten ihresVaters, König Georg VI., verliebt und wollte Townsend, einengeschiedenen Familienvater, heiraten. Aber noch war die Zeit nichtreif dafür, dass eine Königliche Hoheit eine Ehe mit einemBürgerlichen einging, der zudem schon einmal verheiratet war.

Auf Drängen von Königsfamilie, anglikanischer Kirche undEstablishment entschied sich Margaret im Oktober 1955 zum Verzicht.Politiker, Verfassungsexperten und Royalisten hatten ihr eingeredet,eine Ehe mit Townsend würde die Monarchie gefährden. Margaret selbstbegründete ihre Entscheidung mit dem kirchlichen Gebot von derUnauflöslichkeit der Ehe. «Margaret wusste, dass sie alle königlichenPrivilegien verlieren würde und möglicherweise im Ausland lebenmüsste - das wollte sie nicht aufgeben», sagte Giles Townsend, Sohndes einstigen Geliebten, Jahre später.

Als die Prinzessin im Mai 1960 in der Westminster-Abtei denbürgerlichen Fotografen Antony Armstrong-Jones (Lord Snowdon)heiratete, wurde dies von vielen als eine Trotzreaktioninterpretiert. Aus der Ehe gingen zwei Kinder, David und Sarah,hervor. Aber schon acht Jahre später kriselte es, im Mai 1978 wurdedie Verbindung offiziell geschieden, nachdem beide Partner schonlange ihre eigenen Wege gegangen waren.

Margaret stürzte sich in ein Leben voller Partys. Ihr mehrjährigesVerhältnis zu einem 17 Jahre jüngeren Playboy brachte ihr vielöffentliche Kritik ein. Auch der Schauspieler Peter Sellers zählte zuden Männern in ihrem Leben. Ein Labour-Abgeordneter titulierteMargaret einmal als «königliches Flittchen».

In ihrem Ferienhaus auf der Karibik-Insel Mustique feierteMargaret, deren Whisky- und Zigarettenkonsum legendär war, wildePartys. Die hübsche Königsschwester, so die «Times», verlangte dabeivon ihren Freunden «immer Respekt und manchmal sogar Unterwürfigkeit,die sie als Schwester der Queen für sich in Anspruch nahm». Wegenihres «mitunter herrischen Wesens» war sie nicht immer wohlgelitten,berichteten Freunde. Ein anonym gebliebener Kenner bezeichnete siegar als «ausgesprochen giftig und absichtlich böse».

Die Enttäuschungen der Liebe, das Jet-Set-Leben, Alkohol undNikotin hinterließen ihre Spuren. Berichte über Gesundheitsproblemetraten an die Stelle von Skandalnachrichten. Im Januar 1985 wurdeMargaret nach Krebsverdacht der linke Lungenflügel entfernt. SiebenJahre später erkrankte sie an einer Lungenentzündung. Im Februar 1998folgte der erste von mehreren Schlaganfällen - im Alter von 67Jahren. Ein Jahr später verbrühte sich die Prinzessin in derBadewanne beide Füße. Die Verletzungen - und ihre nur langsameGenesung - sollen der Prinzessin geistig und körperlich sehrzugesetzt haben. Zuletzt war sie fast blind und erschien in der Öffentlichkeit nur noch im Rollstuhl und mit einer schwarzen Brille.

«Die Zeit und das Leben haben Prinzessin Margaret nicht gut behandelt», konstatierte die «Times.» «Hätte man ihr vor 40 Jahren erlaubt, die Liebe ihres Lebens zu heiraten, wäre sie eineglücklichere und vielleicht eine gesündere Frau gewesen.»