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Polizisten getötet Polizisten getötet: Kurzer Auftakt im Prozess um «Radarmord»

24.01.2002, 10:52
Peter Kupka vor Gericht
Peter Kupka vor Gericht dpa

Fulda/Halle/dpa. - Der 47-Jährige aus Halle ist erneut wegen Mordes angeklagt. Er warim Januar 2000 auf der Autobahn bei Kirchheim im Kreis Hersfeld-Rotenburg geblitzt worden. Bei einer Polizeikontrolle hatte er einen41 Jahre alten Beamten in einem Polizeibus mit einer Kugel getötet.Wegen seines hohen Punktekontos in der FlensburgerVerkehrssünderdatei hatte der Angeklagte Angst, seinen Führerscheinzu verlieren.

Wie schon im ersten Prozess im Jahr 2000 schaute der Mann amersten Verhandlungstag nur starr zu Boden, als er in den Gerichtssaalkam und von Fernsehkameras gefilmt wurde. Seit seiner Festnahme imFebruar 2000 sitzt er in Kassel in Untersuchungshaft. SeinVerteidiger Lutz Lehmann sagte, der Angeklagte sei relativ gefasst,habe aber große Angst vor dem Urteil. Auch die Witwe des getötetenPolizisten Günter Knöpfel aus Heringen (Kreis Hersfeld-Rotenburg)sowie der Polizist Matthias Schwab, der bei der Tat verletzt wurde,verfolgten den Prozessauftakt äußerlich regungslos. «Für mich war esein glasklarer Mord», sagte Schwab. Die Kugel, die seinen Kollegen imPolizeibus tötete, traf ihn am Arm.

Im ersten Prozess im September 2000 war der angeklagte Mann wegenTotschlags und anderer Straftaten zu zwölfeinhalb Jahren Haftverurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft hält die Tat aber für einenMord, der mit lebenslanger Haft bestraft werden müsse. Nach derEntscheidung des Bundesgerichtshofs hatte das Landgericht Fulda imersten Verfahren die Mordmerkmale «Heimtücke» und «niedrigeBeweggründe» nicht genau genug geprüft. Deshalb wurde das Urteilwegen Totschlags aufgehoben. Es spreche einiges dafür, dass derAngeklagte die Arg- und Wehrlosigkeit des Beamten bewusst ausgenutzthabe, indem er zunächst eine Autopanne vorgetäuscht habe, entschiedder BGH.

Nach Darstellung der Verteidigung hat der Angeklagte denPolizisten nicht vorsätzlich getötet. Der Schuss habe sichversehentlich gelöst. Der Mann hatte stets ausgesagt, er habe nur anden Film in der Radarkamera gelangen wollen, um für seineTempoüberschreitung keinen neuen Eintrag in der Verkehrssünderdateizu bekommen.