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Plänterwald in Berlin Plänterwald in Berlin: Der Spreepark versinkt in Nostalgie und Tristesse

Von Melanie Reinsch 23.07.2015, 09:57
Das Wahrzeichen des Spreeparks. Langsam verkommt es.
Das Wahrzeichen des Spreeparks. Langsam verkommt es. Andreas Bez Lizenz

Die Sonne brennt an diesem heißen Sommertag. Der Asphalt flimmert auf den brüchigen Straßen im Spreepark im Plänterwald. Grün ist es, die Natur holt sich seit Jahren ihr Recht zurück: Die Straßen sind überwuchert, aufgeplatzt, weil Wurzeln sich ihren Weg an die Oberfläche bahnen.

Der umgekippte, kaputte Dinosaurier liegt inmitten hohen Grases, das Riesenrad dreht sich langsam, wenn eine Windböe vorbeizieht. Dann kreischt das Wahrzeichen des Spreeparks am Treptower Park ein bisschen. Eine wehmütige, nostalgische Stimmung.

Seit 14 Jahren ist der Park sich selbst überlassen. Einst beliebter Vergnügungspark mit Geister-, Wildwasser und Achterbahn, Imbissen, schwimmenden Plastikschwänen und Schiffschaukeln ist das 30 Hektar große Areal nun schon lange für die Öffentlichkeit gesperrt.

"Zu gefährlich", sagt Birgit Möhring, Chefin des Liegenschaftsfonds in Berlin. Gondeln könnten herunterfallen, Treppen einstürzen. Es liegt Schutt herum, Scherben. Genau dieses kaputte, von Tristesse Gezeichnete zieht Schaulustige, Touristen und Fotografen aus aller Welt an. Es gibt Internetseiten, die das verlassene Gelände anpreisen, als sei der Spreepark der beste Geheimspot von ganz Berlin.

Verbotsschilder in mehreren Sprachen

Überall hängen Verbotsschilder im mehreren Sprachen: "Betreten des Geländes außerhalb der Absperrung ist verboten und hat eine Anzeige zur Folge! Eltern haften für ihre Kinder", steht da. Rund um die Uhr wird das Gelände überwacht.

"Es besteht Lebensgefahr. Das ist nicht witzig. Wir machen das ja nicht, um jemanden zu ärgern", sagt Möhring. Und kaum hat sie das ausgesprochen, sieht man vier Jugendliche über das Gelände schlendern. Ob sie wüssten, dass es verboten sei, sich hier aufzuhalten, fragt Möhring. Nein, das wüssten sie nicht. Sie werden nach draußen geleitet.

Im letzten Jahr kaufte das Land Berlin das Erbbaurecht zurück, nachdem der Pächter Norbert Witte pleite gegangen und durch Drogenschmuggel in großem Stil in die Schlagzeilen geraten war. Wer mehr über diese Geschichte erfahren will, sollte unbedingt den Dokumentarfilm "Achterbahn" anschauen.

Hohe Schulden hatten das Gelände nach der Sache mit Witte belastet. Dafür war mit der Gläubigerbank eine Lösung gefunden worden. Nun soll es nicht wieder einem privaten Investor überlassen werden. Die landeseigenen Grün Berlin GmbH soll es übernehmen. Die Gesellschaft des Landes Berlin für Stadtentwicklungsstrategien bewirtschaftet unter anderem die Gärten der Welt in Marzahn, das Tempelhofer Feld oder den Park am Gleisdreieck in Kreuzberg.

Was genau auf dem Gelände entstehen soll, ist noch nicht klar. Nur eines ist sicher: Es soll wieder für die Öffentlichkeit zugänglich werden.