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Physiotherapie Physiotherapie: Auch Hunde haben Rückenschmerzen

Von aliki nassoufis 01.01.2013, 13:03

Berlin/dpa. - Und wie der Mensch, muss auch das Tier dazu auf der Liege Platz nehmen.

Der vierbeinige Patient liegt auf der Pritsche. Mit den Fingern massiert die Therapeutin behutsam den Rücken. Die Massage soll helfen, die verspannten Muskelgruppen zu lockern und so die Schmerzen zu lindern. Bei dieser Behandlung handelt es sich um Physiotherapie - speziell für Hunde. Denn auch ihnen kann diese Behandlungsmethode helfen.

Die Tier-Physiologie gibt es seit ungefähr 15 Jahren, sagt Michael Maaßen von der Deutschen Gesellschaft für Tierheilpraktiker und Tierphysiotherapeuten (DGT) in Gelsenkirchen. Die Behandlungsmethode habe es schon einige Zeit für Menschen gegeben, bevor sie im Veterinärbereich angelangt sei. "Auch die Physiotherapie für Tiere basiert auf schulmedizinischen Ideen." Daher spreche aus medizinischer Sicht grundsätzlich nichts gegen eine solche Behandlung.

Physiotherapie kann bei Hunden aus verschiedenen Gründen Sinn haben, erklärt Mima Hohmann, Tierärztin und Physiotherapeutin in Leipzig. "Wenn ein Tier wegen einer Erkrankung, einem Unfall oder nach einer Operation Schmerzen oder Bewegungsprobleme hat, kann die Therapie helfen." Leide ein Hund zum Beispiel unter starken Rückenproblemen, könne man zum Beispiel mit Massagen erreichen, dass sich das Tier wieder schmerzfrei bewegen kann.

Die Tierphysiotherapie bietet aber nicht nur Massagen an. "Man kann drei Therapieformen unterscheiden", sagt Hohmann. Das eine seien manuelle Methoden wie passive und aktive Bewegungstherapie, Massage und Lymphdrainage. "Außerdem gibt es die physikalischen Techniken wie Elektro-, Laser-, Magnetfeld- oder Ultraschalltherapien." Zwischen den beiden Gruppen könne man die Schwimm- und Unterwassertherapie ansiedeln, die manuelle und physikalische Elemente enthält. Zuerst muss der Therapeut jedoch entscheiden, welche Behandlung im Einzelfall die richtige ist.

"Kommen der Hund und sein Halter das erste Mal zu mir, mache ich eine Befundaufnahme", sagt Nicole Stübner, die in Berlin Physiotherapie für Hunde anbietet. Sie schaut dann, wie das Tier läuft, was am Körper auffällt und ob es Röntgenbilder gibt. "Wir arbeiten eng mit den Tierärzten zusammen, um zu klären, welche Ursachen es bei bestimmten Problemen gibt oder welche Bewegungen das Tier aufgrund seiner Erkrankung nicht oder nur eingeschränkt machen darf." Ist das geklärt, bespricht Stübner mit dem Hundehalter, welche Therapieform geplant ist.

Bei der Anwendung mit einem Unterwasserlaufband beispielsweise kommt der Hund in ein Becken, in dem sich ein Laufband befindet (siehe Foto). "Das Tier läuft dann im Wasser auf dem Band", sagt Stübner. "Im Wasser werden der Bewegungsapparat entlastet und die Gelenke weniger belastet, während gleichzeitig die Muskeln durch den Wasserwiderstand aufgebaut werden." Das könne etwa nach einer Kreuzbandriss-OP helfen. "Auch bei Ellbogenerkrankungen oder Bandscheibenvorfällen wird das Unterwasserlaufband eingesetzt."

Hat ein Hund eine Hüftfehlstellung, belastet er ein Bein häufig nicht richtig, sondern schont es eher. "Das kann dazu führen, dass sich die Muskulatur in diesem Bein verkürzt", sagt Expertin Stübner. Dann könnten Dehnübungen dazu beitragen, dass das Tier wieder besser läuft.

Bei der Elektrotherapie dagegen gibt es verschiedene Geräte. "Bei der Reizstrombehandlung setzt man dem Tier Elektroden vor und hinter die Problemstelle", erklärt Tierärztin Hohmann. Das sehe ähnlich aus wie bei einem EKG. Der Strom fließt dann zwischen den beiden Elektroden. "Das ist gerade bei starken Schmerzen angenehm und kann bei einer Lähmung die Nervenregeneration anregen."

Wie viele Stunden notwendig sind, ist von Tier zu Tier verschieden. Auch die Kosten für eine Behandlung variieren. "Die erste Besprechung mit ausführlicher Untersuchung kostet zwischen 80 und 120 Euro", so Hohmann. Eine Therapiestunde kostet je nach eingesetzten Techniken zwischen 20 und 100 Euro. "Es gibt einige Krankenversicherungen, die diese Behandlungen auch bezahlen." Allerdings nur, wenn die Versicherung schon für das gesunde Jungtier abgeschlossen wurde. In den meisten Fällen zahlen Hundebesitzer die Physiotherapie ihrer Tiere jedoch selbst.

Einen guten Therapeuten zu finden, ist schwer. "Es gibt keine staatlich geregelte Berufsausbildung, das ist ein großes Problem", sagt Maaßen vom DGT. Zahlreiche Ausbildungen werden angeboten, jedoch keine staatliche Prüfung. "So tauchen immer mal wieder schwarze Schafe auf." Der DGT nimmt daher bundesweit Prüfungen ab. "Das ist die einzige unabhängige Qualitätsprüfung." Nicht jeder ohne DGT-Prüfung sei ein schwarzes Schaf. "Man sollte sich genau erkundigen, welche Ausbildung und Erfahrung jemand hat."

Nicht alle Hunde mögen die Behandlungen, wie Hohmann aus Erfahrung weiß. "Bei der ersten Behandlung haben viele Angst und springen von der Liege." Wahrscheinlich auch, weil sie denken, sie seien beim Tierarzt. "Nach dem zweiten oder dritten Mal haben die meisten Hunde aber ihre Scheu abgelegt und bleiben gerne liegen. Einige laufen sogar an mir vorbei und springen sofort auf die Liege!"

Weitere Informationen im Netz: www.dgt-ev.de