Österreich Österreich: Weltweit Grüße über das Postamt Christkindl

Steyr/Christkindl/dpa. - Es ist nicht nur Philatelisten ein Begriff. In der oberösterreichischen Stadt Steyr steht das wahrscheinlich berühmteste Postamt der Welt: 4411 Christkindl. Zwei Millionen Poststücke passieren alljährlich den Keller des Gasthauses, in dem das Weihnachtspostamt in den sechs Wochen zwischen Freitag vor dem ersten Advent und dem folgenden Dreikönigstag (6. Januar) untergebracht ist. Der Name kommt nicht von Ungefähr: Christkindl ist tatsächlich ein Ortsteil von Steyr.
«Über unser Postamt werden wirklich weltweit Weihnachtsgrüße versendet», erzählt der Leiter des von der Österreichischen Post AG betriebenen Sonderpostamtes, Alfred Steinbach, und deutet auf ein Paket mit lauter Postkarten in japanischer Schrift. Briefe, Pakete und Weihnachtskarten kommen von Australien und Russland, von Kanada und Argentinien, von Frankreich und der Ukraine - und werden mit Weihnachtsmarke und Sonderstempel versehen an die Empfänger in aller Welt weiter verschickt.
Gerade in Deutschland sei Christkindl sehr bekannt, abgesehen von Österreich kämen die meisten Poststücke aus dem Nachbarland, berichtet Steinbach. Dabei ist das Prozedere gar nicht so einfach. Die Weihnachtspost muss zusammen mit einem internationalen Antwortschein unfrankiert in einen zweiten Umschlag gesteckt werden. Jedes im Postamt Christkindl einlangende Kuvert wird dann von Hand vorsichtig geöffnet, mit der österreichischen Weihnachtspostmarke versehen und - wieder händisch - abgestempelt, ehe es an die Empfänger weitergesandt wird. 18 Mitarbeiter sind dafür nötig.
Gäste des Münchner Adventmarktes haben es da leichter: Bis zum zweiten Adventsonntag können sie ihre Weihnachtspost auch an der Portiersloge des Münchner Rathauses abgeben, von wo sie mit dem Auto weiter nach Steyr gebracht wird. Auf diese Weise spart man nicht nur das Porto nach Österreich, sondern auch den Kauf des Antwortscheines.
Die Idee für das Postamt Christkindl stammte von einem Besatzungssoldat, der in Steyr stationiert war. Er organisierte 1950 im Pfarrhof der Wallfahrtskirche Christkindl das erste Weihnachtspostamt. Der Erfolg war überwältigend: Schon im ersten Jahr wurden 42 000 Briefsendungen über Christkindl versendet. Im Jahr darauf übersiedelte das Postamt aus Platzmangel schon in das Gasthaus hinter der barocken Kirche, wo es heute noch untergebracht ist. Mehr als 78 Millionen Briefsendungen sind in den letzten 50 Jahren hier abgefertigt worden.
Unter Briefmarkenfreunden besonders begehrt ist der Ersttagsstempel. In einem vom Gasthaus nicht benützten Nebenraum gibt es für sie, aber auch für die immer zahlreicher nach Christkindl pilgernden Touristen ein kleines Schaupostamt, auf dem die Weihnachtspost abgegeben werden kann.
Und natürlich nutzen jedes Jahr bis zu 7000 Kinder die Gelegenheit, direkt ans Christkind in Christkindl zu schreiben. «Jeder dieser Briefe wird beantwortet», verspricht Steinbach. «Es gibt sogar ein kleines Geschenk dazu.» Der Wunschzettel der Kinder kann dabei freilich nicht erfüllt werden. Stattdessen gibt es je nach Art des Kinderbriefes aufmunternde, manchmal auch tröstende Worte vom Christkind - oder besser gesagt dessen von irdischen Stellvertretern.