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Österreich Österreich: Nach Seilbahnunglück erste Untersuchungen abgeschlossen

07.09.2005, 13:47
Die Seilbahn im Tiroler Ötztal (Archivfoto vom 18.08.2005). Die Seilbahn führt auf die 3.309 Meter hohe Schwarze Schneid. Einen Tag nach dem tragischen Seilbahnunglück bei Sölden in Tirol haben österreichische Ermittler erste Hinweise auf die Ursache erhalten. (Foto: dpa)
Die Seilbahn im Tiroler Ötztal (Archivfoto vom 18.08.2005). Die Seilbahn führt auf die 3.309 Meter hohe Schwarze Schneid. Einen Tag nach dem tragischen Seilbahnunglück bei Sölden in Tirol haben österreichische Ermittler erste Hinweise auf die Ursache erhalten. (Foto: dpa) dpa

München/Wien/dpa. - Nach dem Seilbahnunglück von Sölden in Tirolmit neun Todesopfern aus Bayern und Baden-Württemberg ermittelt auchdie deutsche Justiz. Die Staatsanwaltschaft München II führe zentraldie Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässigerKörperverletzung gegen Unbekannt, sagte der Leitende OberstaatsanwaltRüdiger Hödl am Mittwoch. Von den sieben Verletzten waren am Mittwochnoch sechs im Krankenhaus. Alle sind nach Angaben der Ärzte auf demWeg der Besserung. Eine Zehnjährige konnte bereits am Dienstagentlassen werden. Die Untersuchungen zur Unglücksursache am Berg sindmittlerweile abgeschlossen, auch der Skibetrieb in dem TirolerGletschergebiet ist wieder angelaufen.

Nach Angaben der Münchner Justiz traten die StaatsanwaltschaftenRottweil und Konstanz (Baden-Württemberg) ihre Verfahren am Dienstagan die bayerischen Staatsanwälte ab. Es sei ein normaler Vorgang,dass die Ermittlungen in so einem Fall zentral von einer Behördeübernommen würden. Die Münchner Staatsanwälte hielten auch engenKontakt mit den Kollegen in Innsbruck. «Im Mittelpunkt allerErmittlungen steht die Frage: Wie konnte der Betonbehälter auf dieSeilbahngondel fallen?», sagte Hödl.

Ein Transporthubschrauber hatte am Montag auf dem Weg zu einerBergstation den schweren Betonkübel verloren. Eine Gondel wurdegetroffen und stürzte ab, aus anderen Gondeln wurden Menschen durchdie Fenster in die Tiefe geschleudert. Zwei Skilehrer und einBetreuer aus Bayern sowie sechs Kinder im Alter zwischen 12 und 14Jahren aus dem Schwarzwald kamen ums Leben.

Der Hubschrauber, der Betonkübel und die Hängevorrichtung sindnach Angaben der österreichischen Behörden zur weiteren Untersuchungin Innsbruck. Wann das Gutachten der Sachverständigen vorliegenwerde, sei noch unklar. Nach Ansicht der InnsbruckerStaatsanwaltschaft kommen als Unglücksursache nur ein technischerFehler oder menschliches Versagen in Frage.

Ein Augenzeuge des Unglücks sagte aus, der Hubschrauber seiständig dicht über das Seil der Bergbahn geflogen. «Er ist schon denganzen Morgen knapp über das Seil hinweggeflogen», sagte derKarlsruher Skitrainer Marcel Knoch in einem dpa-Gespräch am Mittwoch.Nach seiner Darstellung flog der Hubschrauber stets mit vollem Kübelzur Bergstation hinauf, wo Betonarbeiten im Gange waren. Danach seier mit leerem Behälter wieder zurückgekommen. Knoch hatte zumZeitpunkt des Unglücks auf dem Parkplatz der Seilbahn gestanden.

Zwei Todesopfer - die beiden Skilehrer aus Mittenwald - sollen amkommenden Montag (12. September) in ihrer Heimat beerdigt werden, derBeisetzungstermin für den Betreuer ist noch nicht bekannt. Über dieBeerdigung der Kinder wurde Stillschweigen vereinbart.

Die Seilbahn hat inzwischen ihren Betrieb teilweise wiederaufgenommen. Auf dem betroffenen unteren Teil, der vorerst weitergeschlossen bleibt, nutzen die Skifahrer nun einen parallel fahrendenSessellift. Auf dem nicht betroffenen oberen Teil der Bahn fahrenwieder Gondeln.

Gondelabsturz in Tirol (Grafik: dpa)
Gondelabsturz in Tirol (Grafik: dpa)
dpa