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Anschlag auf Nachtclub Orlando: Rund 50 Todesopfer nach Schießerei in Schwulenclub

12.06.2016, 11:10
Die Straßen zum Tatort in Orlando sind abgesperrt.
Die Straßen zum Tatort in Orlando sind abgesperrt. GETTY IMAGES NORTH AMERICA

Orlando - Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat sich zu dem Anschlag auf einen Nachtclub in Orlando bekannt. Der Schütze soll einem Medienbericht zufolge kurz vor seiner Tat beim Polizeinotruf 911 angerufen haben. Das berichtete MSNBC unter Berufung auf Justizkreise. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür nicht.
Die Ex-Frau des mutmaßlichen Täters sagte der „Washington Post“, ihr Mann sei eine instabile und gewalttätige Person gewesen. Es habe sie sehr oft geschlagen. Er sei nicht sehr religiös gewesen, sagte sie. Die beiden wurden 2011 geschieden.

Orlandos Bürgermeister Buddy Dyer sprach am Sonntag vor den Medien. Laut seiner Aussage sind bedeutend mehr Menschen bei dem Angriff auf den Schwulenclub in Florida umgekommen, als zunächst vermutet. Die Zahl hat sich von 20 auf 50 Opfer erhöht. 53 weitere Menschen wurden verletzt. Das Motiv des Täters war zunächst unklar. 53 weitere Opfer wurden nach dem Blutbad in der Stadt Orlando in Krankenhäuser gebracht, wie der örtliche Polizeichef John Mina am Sonntag mitteilte. Der Schütze wurde etwa drei Stunden nach Beginn der Tragödie in einem Feuergefecht mit Polizisten getötet. Er hatte der Polizei zufolge zuvor Dutzende Geiseln genommen.

Ein Vertreter des US-Bundeskriminalamts FBI sagte, das Verbrechen werde als ein möglicher „Akt des Terrorismus“ untersucht. Dabei gehe es auch um etwaige Verbindungen zum islamischen Terrorismus, nichts werde ausgeschlossen: „Wir prüfen alle Aspekte.“

Der Polizei zufolge hatte der Täter gegen 2.00 Uhr mit einer sturmgewehrähnlichen Waffe im Club „Pulse“ im Herzen der Stadt zu schießen begonnen. Zunächst habe sich ein einzelner Polizist mit ihm ein Feuergefecht geliefert, dann seien zwei weitere Beamte hinzugekommen. Einer von ihnen sei verletzt worden. Der Schütze habe dann Geiseln genommen. Die Polizei habe sich nach ungefähr drei Stunden zu einer gewaltsamen Befreiung entschieden.

Mina zufolge verschaffte sich die Polizei mit Hilfe eines Sprengsatzes Zugang. Der Täter sei in der Nähe einer Eingangstür gewesen und in einem Feuergefecht getötet worden. „Mindestens 30 Geiseln konnten durch die Aktion gerettet werden“, sagte Mina. Wie der Polizeichef weiter mitteilte, trug der Täter eine „verdächtige Vorrichtung“ am Körper, die untersucht werde.

Schütze stammt nicht aus Orlando

Über den Schützen sagte der Polizeichef lediglich, dass er nicht aus Orlando stamme. Allem Anschein nach sei er „sehr gut organisiert und vorbereitet gewesen“. Es gab nach Minas Worten zunächst keine Hinweise darauf, dass der Schütze aus Hass gegen Homosexuelle handelte, aber natürlich werde auch in dieser Richtung ermittelt.

Der Club war Mina zufolge in der Nacht gut besucht. Er sprach von mehr als 300 Menschen. Medienberichten stand eine „Latin Night“ auf dem Programm, eine Nacht mit lateinamerikanischer Musik. Nach Augenzeugenberichten fielen die Schüsse kurz vor der Schließung um 2.00 Uhr, viele Menschen seien noch am Tanzen gewesen. Der Club selber rief auf Facebook zur Flucht auf: „Verlasst Pulse und rennt.“

Augenzeugen berichteten von Dutzenden Schüssen in schneller Reihenfolge - mindestens 40 seien es gewesen, sagte Christopher Hansen dem Sender CNN. „Ich dachte zuerst, es war Musik. Dann warfen sich die Menschen auf den Boden, und ich auch.“

Viele flohen aus dem Gebäude. Das Fernsehen zeigte Opfer, die von Clubbesuchern aus dem Gebäude gebracht und auf die Ladeflächen von Kleinlastern gelegt wurden. Manche hatten Blut auf ihrer Kleidung. Vor mehreren Krankenhäusern warteten Freunde und Angehörige der Opfer. Eine Mutter sagte weinend: „Mein Sohn ist hier. Ich weiß nicht, wie es ihm geht.“

Popstar Christina Grimmie erschossen

Das Gelände des Clubs war sofort nach den Schüssen weiträumig abgesperrt worden. Auch Bombenspürhunde wurden auf dem Gelände eingesetzt. Bürgermeister Buddy Dyer sprach von einem „sehr schrecklichen“ Verbrechen. „Wir müssen stark bleiben“, rief er die Einwohner der Stadt auf.

In Orlando hatte erst am Freitagabend eine andere Bluttat viele Menschen erschüttert: Ein Mann hatte die populäre Nachwuchssängerin Christina Grimmie nach einem Konzert erschossen. Polizeichef Mina schloss aber jede Verbindung zwischen den beiden Verbrechen aus. (dpa)

Familie und Freunde der Opfer geben sich gegenseitig halt.
Familie und Freunde der Opfer geben sich gegenseitig halt.
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