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Oktoberfest Oktoberfest: Sanfte Wiesn 2005 versprechen bis abends ruhige Musik

Von Sabine Dobel 01.09.2005, 07:14
Auch bei diesjährigen Oktoberfest in München wird's wieder «Maß satt« geben. (Foto: dpa)
Auch bei diesjährigen Oktoberfest in München wird's wieder «Maß satt« geben. (Foto: dpa) dpa

München/dpa. - Sanfte Töne sind angesagt auf der diesjährigenWiesn. Ruhigere, volkstümliche Musik soll die Besucher auf dem 172.Münchner Oktoberfest zum friedlichen Schunkeln bringen. Und auchetwas leiser wird es in diesem Jahr auf der Theresienhöhe. DieBehörden haben den Dezibel-Grenzwert für die Zelte heruntergesetzt.Alkopops werden schon seit dem vergangenen Jahr nicht mehr verkauft,und für die männlichen Besucher gibt es erstmals ein feminin-weichesund doch trachtengeprägtes Outfit. Münchner Modedesigner kreiertenden zünftigen Trachten-Rock für den Herrn, zu haben in den Längen«short» und überknielang.

Am 17. September, Punkt zwölf, heißt es unter der Bavaria wieder«Ozapft is». Sechs Millionen Besucher werden bis zum 3. Oktobererwartet. An Spitzentagen drängt sich eine Million Menschen, fast soviele, wie München Einwohner hat, auf der 31 Hektar großen Festwiese.Seit längerem beobachten die Verantwortlichen eine Veränderung derAtmosphäre und damit zum Teil einen Verfall der Tradition. «DieStimmung geht hin zu Ballermann», fasst Wiesn-Chefin GabrieleWeishäupl zusammen. «Die Zelte sollen aber keine Discotheken sein,sondern bayerische Bierzelte bleiben.»

Wegen der lauten und popigen Musik seien in den vergangenen Jahrenvor allem Senioren dem größten Volksfest der Welt fern geblieben.Zugleich habe die «heiße» Disko-Musik alkoholisierte Jugendlicheleicht aggressiv gemacht. «Musik wirkt direkt auf die Psyche»,erläutert Weishäupl. Die Wirte der 14 Festzelte haben sich deshalbverpflichtet, in diesem Jahr bis 18 Uhr keine «heißen» Hits zuspielen und die Lautstärke unter 85 Dezibel zu halten. Andernfallsdrohen Bußgelder. Am liebsten hätte die Wiesn-Chefin es gesehen, wennbis zum Abend ganz ohne Verstärker gespielt würde - ein Wunsch, dersich freilich nicht durchsetzen ließ.

Erst am Abend darf etwas mehr eingeheizt werden. «Mambo Nr. 5 zumEinschlafen», frotzelten Medien über die softe Oktoberfest-Variante.Auch die anderen Wiesn-Hits wie «Hey Baby», «Fürstenfeld», «Die Händezum Himmel», «Anita» und «Sierra Madre» zählen nicht gerade zu denurbayerischen Melodien. Die genaue Musikauswahl in den Zelten bleibetrotz der neuen Einschränkungen auch tagsüber den Kapellen der Zelteüberlassen, heißt es jedoch.

«Die Polizei hat Arbeit genug - wir haben nichts dagegen, wenn mandurch gewisse regulierende Maßnahmen uns das Arbeiten erleichtert»,kommentiert Polizeisprecher Wolfgang Wenger die neuen Vorgaben. BeiSchlägereien - nicht zuletzt unter Einsatz von Maßkrügen - gibt esjedes Jahr Verletzte, und jedes Jahr beschäftigen die Vorfälle nachder Wiesn auch die Gerichte.

Nicht durchsetzen konnte sich dennoch die Idee von Löwenbräu-WirtLudwig Hagn, Bier in Plastikkrügen zu servieren. Sie wären zumindestleichter gewesen als Glaskrüge, praktisch unzerbrechlich und somitfür das Austragen von Handgreiflichkeiten kaum geeignet. Die Ideelöste jedoch als «Anschlag auf die Tradition» einen Aufschrei derEntrüstung aus. Nur die Polizei blieb pragmatisch: «EinPlastikmaßkrug kann natürlich nicht die Verletzungen hervorrufen wieein Glasbierkrug», sagt Wenger.

Ganz in die beschaulichere Linie passt auf Seiten der Schaustellerder nach Veranstalterangaben weltweit letzte «Flohzirkus», der nachmehrjähriger Pause auf das Oktoberfest zurückkehrt. In diesemnostalgischen Minitheater zeigen «dressierte» Flöhe ihre Kunststücke.Wer die Auftritte der kleinen Quälgeister genau verfolgen will, mussstill halten und schon ganz gut hinschauen. Auch bei den brandneuenFahrgeschäften geht es in diesem Jahr nicht nur um Rekorde und Tempo.Der Ritt auf dem Surfbrett von «Tropical Trip» soll zum Fahrspaß fürdie ganze Familie werden. Traditionell vertreten sind ohnehinzahlreiche historische Fahrgeschäfte wie die «Krinoline» und der«Kettenflieger» von 1919 als ältestes Karussell der Wiesn.

Rechtzeitig zur Wiesn sind fließende Röcke für Männer auf denMarkt gekommen. Die Modelle «München» oder «Kitzbühel» des MünchnerDesigner-Duos Doreen Anders und Andreas Landinger seien absolutwiesn-tauglich und verbänden weiche Formen mit Bequemlichkeit,erläuterte eine Sprecherin der Designer. «Da kommen die Männerwadengut raus.» Die aus einer waschbaren Lederimitation bestehenden Röckesind auch mit Charivari zu haben, einem schmückenden Gehänge für dieLederhose mit Münzen und Sauzähnen. Mehrere dutzend Bestellungen sindbereits eingegangen - Anlass zur Hoffnung auf sanft gestimmte Männerauf dem diesjährigen Oktoberfest.