Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen: Vier Tote bei Wohnungsbrand

Duisburg/dpa. - Es war ein Stadtteilfest, bei dem Duisburg-Marxloh jedes Jahr das friedliche Miteinander von Deutschen undTürken feiert. Im Stadtteil mit der größten Moschee Deutschlandsstehen 700 bis 800 Menschen zusammen, Kinder spielen, der Bierstandist genauso dicht umlagert wie die ausgestellten Einsatzwagen derFreiwilligen Feuerwehr. Da erreicht Feuerwehr-Einsatzleiter DieterStratmann von der Marxloher Feuerwehr plötzlich ein Alarm: Keinehundert Meter entfernt vom Festplatz in der Kaiser-Wilhelm-Straße 286stehen der erste und zweite Stock eines Mietshauses in Flammen.Stratmanns Leute von der freiwilligen Feuerwehr sind als erste amBrandherd. Dann kommt ein Feuerwehrwagen nach dem anderen.
Während beißender Qualm durch die Straße zieht, versuchen 70Feuerwehrleute, die Hausbewohner zu retten und das Feuer unterKontrolle zu bringen. Ein Mann ruft aus dem Dachfenster deszweigeschossigen Jugendstilhauses um Hilfe und wird mit derDrehleiter geborgen, erzählen Augenzeugen. Ein anderer soll noch vorEintreffen der Feuerwehr von Nachbarn gerettet worden sein. Doch alsdie Feuerwehrleute trotz der Gefahr mit Atemschutz in das Haus gehen,stoßen sie auf eine Tragödie: Drei tote Kinder und eine Frau liegendort. Ein Opfer soll noch wiederbelebt werden - aber ohne Erfolg.
Die toten Kinder sind zwischen 2 und 11 Jahre alt, ein Opfer seibehindert gewesen. «Sie war die beste Freundin meinerTochter», sagt ein Feuerwehrmann. Dann bricht seine Stimme ab und derMann weint. Die Eltern seien außer Haus gewesen, teilt die Polizeimit. Das erwachsene Opfer war die Tante der Kinder und mit ihrem Sohnzu Besuch. Sie ist Mitte 40, wird aber zunächst irrtümlicherweise fürein Kind gehalten, weil sie klein gewachsen ist, sagt einPolizeisprecher. In dem Haus lebten mehrere Familien. Drei Erwachseneerleiden Rauchvergiftungen. Sie werden behandelt.
Noch am Abend geht ein Brandsachverständiger in das Haus, nachdemdie Feuerwehr die Flammen in etwa einer Stunde völlig gelöscht hat.Bei den zahlreichen Schaulustigen blühen die Spekulationen: Hier hates vor einigen Jahren schon mal gebrannt. «Uralte Elektrik», sagt einZuschauer. In Marxloh ist in den vergangenen Jahren viel Geld für dieAltbausanierung in die Hand genommen worden, von außen sehen dieHäuser gepflegt aus. Aber hinter den Fassaden stammt manche Leitungnoch aus dem 19. Jahrhundert und hat seitdem selten einen Elektrikergesehen. An Brandstiftung oder gar einen Anschlag glaubt die Polizeinicht: «Dafür gibt es nicht den Hauch eines Anzeichens», sagt einSprecher.
Die makaberste Rolle spielt an diesem Abend der Moderator desStadtteilfestes, Claus Krönke. Damit nicht hunderte vonFestteilnehmern die Brandstelle umlagern, bittet die Feuerwehr ihn,vorerst das Fest weiterlaufen zu lassen und die Todesnachricht zuverschweigen. Während hinter der Brandstelle ein Hubschrauber landet,lässt Krönke die Festband «Exit Paris» langsame Lieder spielen.«Leute, bleibt hier», beschwört er die Gäste und hört währenddessenden Feuerwehrfunk mit. Dann kommt gegen 18.00 Uhr der Anruf, dass dasFeuer unter Kontrolle ist. Krönke bricht das Fest ab. Stattdessengibt es eine Gedenkminute für die Opfer.