Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen: Kommt ein Kamel in einen Schuhladen...

Vreden/dpa. - Doch das Schuhhaus Wessels im westfälischen Vredenist Spezialaufträge gewohnt und empfing das acht Jahre alteHöckertier Goliath mit Besitzer Jörg Schmid am Donnerstag zurpersönlichen Anprobe für ein neues Paar orthopädischer Kamelschuhe.Das Gespann hatte dafür eigens die strapaziöse Reise vom baden-württembergischen Bonndorf auf sich genommen.
Ein Ehrenbesuch in der Vredener Schuhwerkstatt, die dem fußkrankenKamel vor zwei Jahren wieder auf die Beine geholfen hatte. Damalshatte Schuhmacher Georg Wessels einen Extra-Leisten angefertigt:«Größe 39 in der Länge und Größe 31 in der Breite, so groß wie eineBratpfanne.» Und Kamel-Reiter Jörg Schmid hatte versprochen: «Dasnächste Paar Schuhe holen wir persönlich ab.»
Goliath, der seinen Besitzer bei dessen weltweiten Expeditionenschon durch den Himalaya getragen hat, litt an einer genetischbedingten «Durchtrittigkeit». Das Fußleiden konnten nur speziellangefertigte Schuhe lindern, die Muskeln und Sehnen stabilisieren.Goliath trägt sie eine Stunde am Tag und lernt so, seine Füße auf denZehen aufzusetzen und über die Sohlen schmerzfrei abzurollen.
Um den Heilungsprozess fortzusetzen, war jetzt ein neues PaarSchuhe fällig. Schmid, der mit einem solchem Erfolg nicht gerechnethatte, zeigte sich glücklich: «Aus Dankbarkeit wäre ich am liebstenmit einer ganzen Karawane nach Westfalen gekommen.» Die Reise-Delegation fiel reduziert aus: Goliath kam in Begleitung einestierischen «Kollegen». Beide Kamele «arbeiten» im heimischen Bonndorfals Therapie-Reittiere für behinderte Kinder.
Schuhmacher Wessels macht normalerweise Schuhe für übergroßeMenschen überall auf der Welt. Die zehn größten bekommen ihre Schuhetraditionell kostenlos. Tragische Schicksale, die sich oftmals hinterdem Riesenwuchs verbergen, seien seine Motivation, sagte Wessels.«Ich freue mich, wenn ich helfen kann.»
Als Kamelbesitzer Schmid erstmals bei ihm nach Kamelschuhenfragte, wähnte sich Wessels zunächst in einem Spot für «Verstehen SieSpaß?». Doch von den Nöten des Tieres überzeugt, baute er dieSpezialtreter aus braunem Leder mit Klettverschlüssen undorthopädischen Einlagen. «Ich schenke Goliath die Schuhe, weil erjetzt wieder in der Therapie mit behinderten Kindern eingesetztwerden kann. Außerdem habe ich mich riesig gefreut, von einem Kamelbesucht zu werden.»