Niedersachsen Niedersachsen: Welfen versteigern bei Hannover Geschirr und Gemälde

Hannover/dpa. - «Die Auktion läufthervorragend», sagte der Kunstberater der Welfen, Christoph GrafDouglas. Sotheby's sprach von einem «sensationellen Ergebnis».
Das Auktionshaus organisierte auf Schloss Marienburg - deroffizielle Stammsitz der Welfenfamilie - die größte Versteigerung vonAdelsbesitz seit den Auktionen der Häuser Thurn und Taxis und vonBaden in den 90er Jahren. Kunstberater Graf Douglas sprach amMittwochabend von einem Gesamterlös von rund 5,1 Millionen Euroallein am ersten Tag der Auktion, die noch bis zum 15. Oktoberdauert. Zusammen mit dem Auktionsaufgeld von rund 24 Prozent erhöhtesich die Summe auf rund 6,3 Millionen Euro.
Viele der am Mittwoch angebotenen Antiquitäten erzielten Preise,die weit über dem angegebenen Schätzwert lagen. Einige Gemäldebrachten Spitzenwerte von rund 193 000 und 217 000 Euro ein. Auchzwei Rüstungen gingen für jeweils mehr als 200 000 Euro weg. Rund 300Bieter aus aller Welt und Neugierige kamen zu der Auktion.
Prinz Heinrich von Hannover, der Bruder des Welfenchefs ErnstAugust, saß im Auktionszelt im Schlosshof. Prinz Heinrich hatte stetskritisiert, mit der Auktion werde Familientradition verschleudert.Die Leute sollten kommen und «sehen, wie man mit Kultur nicht umgehendarf», sagte er. Ein Gemälde etwa, das 200 000 Euro wert sei, sei für20 000 Euro versteigert worden. Er kritisierte weiter: «Jetzt wirdkulturelles Erbe in Bares umgesetzt.» Viele der Kunstschätze hättenaus seiner Sicht nicht versteigert werden dürfen.
«Meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt», sagte Sotheby's-Manager Philipp Herzog von Württemberg, der selbst als AuktionatorGebote annahm. Eine Vielzahl von Interessierten gaben ihre Gebote perTelefon ab. Das teuerste Objekt war ein Triptychon aus der Schule vonLucas Cranach dem Älteren. Trotz Konkurrenz von vier anderen Bieternbekam ein norwegischer Händler am Ende für 180 000 Euro den Zuschlag.Mit dem Auktionsaufgeld stieg die Summe auf fast 218 000 Euro.
Die Einnahmen aus der Auktion sollen in eine Familienstiftungfließen, um die deutschen Besitztümer des Adelshauses zu erhalten.Die Welfen wollen unter anderem die Marienburg, ein neugotischesSchloss aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, für Touristen attraktivermachen. Die jungen Prinzen Ernst Augst von Hannover und sein BruderChristian - die Initiatoren der Auktion - waren nicht zurVersteigerung gekommen, sie studieren in den USA.
Die Auktion hatte allerdings auch Kritik von Fachleuten ausgelöst,die eine Zerschlagung eines Gesamtkunstwerkes befürchteten. DieBerliner Kunsthistorikerin Isabel Arends, die ihre Doktorarbeit überSchloss Marienburg geschrieben hatte, sagte, es würden entgegen derAnkündigungen doch Ausstattungsstücke aus der Marienburg wie Sofasund Kerzenleuchter versteigert. Graf Douglas betonte jedoch, Möbelaus dem Schloss sollten nicht in die Auktion gelangen. Er sagte, wennArends Beweise vorlege, werde er die Objekte aus der Auktionherausnehmen. Das Landeskriminalamt hatte Waffen, die versteigertwerden sollten, beschlagnahmt, weil dafür keine Waffenscheinevorlagen.