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Niedersachsen Niedersachsen: Trauerfeier für getötete Bombenräumer

Von Julia Spurzem 08.06.2010, 17:34
Freunde, Kollegen und Angehörige nehmen in der Marktkirche in Hannover auf der zentralen Trauerfeier Abschied von drei bei einem Einsatz in Göttingen getötete Sprengmeister des Kampfmittelräumdienstes vor deren Bildern Abschied. (FOTO: DDP)
Freunde, Kollegen und Angehörige nehmen in der Marktkirche in Hannover auf der zentralen Trauerfeier Abschied von drei bei einem Einsatz in Göttingen getötete Sprengmeister des Kampfmittelräumdienstes vor deren Bildern Abschied. (FOTO: DDP) ddp

Hannover/ddp. - Zu dem ökumenischen Gottesdienst in derMarktkirche in Hannover kamen rund 800 Menschen, darunter auchMinisterpräsident Christian Wulff (CDU). Für die drei Toten und dieVerletzten des Unglücks wurden in der Kirche Kerzen angezündet. Inden kommenden Tagen sollen die drei Mitarbeiter desKampfmittelräumdienstes im engsten Familienkreis beigesetzt werden.

Die Männer im Alter von 55, 52 und 38 Jahren waren vergangenenDienstag in Göttingen bei der Entschärfung eines Blindgängers aus demZweiten Weltkrieg ums Leben gekommen. Die Zehn-Zentner-Bombe mitSäurezünder war noch vor Beginn der eigentlichen Entschärfung auf demSchützenplatz explodiert. Sechs weitere Mitarbeiter wurden zum Teilschwer verletzt.

«Ihre Taten machen sie unvergesslich. Sie werden ein Vorbildbleiben für den selbstlosen Einsatz für andere Menschen», sagteInnenminister Uwe Schünemann (CDU). Er sprach den Angehörigen derdrei Toten, die alle Ehefrau oder Lebensgefährtin sowie Kinderzurücklassen, sein «tiefes Mitgefühl» aus. Das Ereignis habe bewusstgemacht, dass der Zweite Weltkrieg immer noch «seine Schatten auf unswirft». «Das macht uns ratlos und fassungslos», sagte Schünemann.

Auch die Marktkirchen-Pastorin Hanna Kreisel-Liebermann betonte inihrer Predigt, dass die drei Männer «Opfer des Krieges» gewordenseien. Gleichzeitig verwies sie darauf, dass noch immer - auch inDeutschland - Waffen produziert würden. «Hier sind wir als Bürger,als Kirche und die Politik gefordert: für Frieden und Wahrheiteinzutreten. Denn ein Menschenleben muss uns immer mehr wert sein alsjeglicher Profit.»

Kreisel-Liebermann mahnte dazu, die Arbeit desKampfmittelbeseitigungsdienstes nicht als allzu selbstverständlich zunehmen. Mehr als 700 Bomben habe jeder der drei Männer schonentschärft. «Ist den Verstorbenen dafür je gedankt worden», fragtesie.

Unterdessen ist die Ursache, die zur Explosion der Bombe geführthat, noch immer unklar. «Sicherlich wird die auch nie ganz geklärtwerden können», sagte der Sprecher der Zentralen Polizeidirektion,Karsten Wolff. Noch sei unklar, welche Konsequenzen aus dem«tragischen Ereignis» gezogen werden müssten. Die Mitarbeiter seinerDienststelle, zu denen der Kampfmittelräumdienst gehört, seienderzeit noch geschockt. «An Normalität ist nicht zu denken. Derzeitmüssen viele erst einmal realisieren, dass die Kollegen morgens nichtmehr zur Arbeit erscheinen und 'Guten Morgen' sagen.»

Nach der Trauerarbeit werde aber auch fieberhaft daran gearbeitet,Erkenntnisse aus der Explosion in Göttingen zu ziehen, sagte Wolff.Schließlich gebe es vermutlich noch zahlreiche andere Bomben mitSäurezündern in Niedersachsen. Auch auf dem Schützenplatz könntennoch weitere Bomben im Erdreich liegen. Auswertungen von Luftbildernsollen dazu nun weitere Erkenntnisse liefern.