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Niederlande Niederlande: Warum sackte das Unglücksflugzeug plötzlich ab?

26.02.2009, 08:53

Amsterdam/Istanbul/dpa. - Allerdings blieb am Donnerstag weiter unklar, was diekonkrete Ursache für das Unglück gewesen sein könnte. Derweil wurdebekannt, dass unter den 125 Überlebenden auch ein Deutscher ist. DerMann hatte großes Glück: Er erlitt nur leichte Verletzungen undmusste nicht im Krankenhaus behandelt werden.

Fachleute setzten am Donnerstag intensiv die Auswertung der vomStimmenrekorder aufgezeichneten Cockpit-Gespräche sowie desFlugdatenschreibers fort. Beide Geräte wurden inzwischen, wieinternational üblich, einem Spezialinstitut in Paris übergeben.Zugleich ging die Untersuchung der Wrackteile der Boeing 737-800weiter. Bei deren Absturz über einem Acker nahe des FlughafensSchiphol wurden am Mittwoch auch die beiden Piloten und ein Pilot inder Ausbildung getötet.

Experten des niederländischen Instituts für Luftfahrtsicherheitgehen bislang davon aus, dass die Maschine beim Landeanflug nichtgenügend Leistung brachte. Denkbar sei ein Versagen der Triebwerke,aber auch ein «instabiler Landeanflug», hieß es in einer Mitteilungder staatlichen Einrichtung.

Die Piloten waren von dem Absturz offenbar völlig überrascht. DerKapitän meldete der Flugkontrolle auf dem Airport Schiphol keinerleiProbleme, als er sich kurz vorher die Landeerlaubnis erteilen ließ.Das geht aus den inzwischen teilweise veröffentlichten Aufzeichnungendes Funkverkehrs hervor. Diese Erkenntnisse bestärken Experten in derVermutung, dass die Boeing durch einen plötzlichen Ausfall derTriebwerke abstürzte. Die Untersuchungen sollen noch mehrere Tageandauern.

Ein Sprecher der Turkish Airlines erklärte in Istanbul, der drittePilot im Cockpit habe ein Training erhalten. Olgay Özgür (29) seiaber bereits seit 2004 im Besitz einer Pilotenlizenz gewesen. Zuvorwar spekuliert worden, dass er die Maschine geführt haben könnte.

Der Koordinator der Untersuchungen, Pieter van Vollenhoven,äußerte sich nach einer Besichtigung des Wracks der in drei Teilezerbrochenen Maschine «sehr überrascht», dass es nicht noch mehr Totegegeben habe. Die Zerstörungen an dem Flugzeug seien enorm. Die dreiPiloten im Cockpit seien durch eine beim Aufprall auf den Bodenherausbrechende Instrumententafel erschlagen worden. Angaben vonÜberlebenden würden bestätigen, dass die Maschine bei einem zunächstnormal erscheinenden Landeanflug plötzlich in den freien Fallüberging.

Augenzeugen am Boden hatten berichtet, das Flugzeug sei imVergleich zu anderen Maschinen, die auf dem Amsterdamer AirportSchiphol landeten, «erstaunlich tief geflogen». DieTriebwerksgeräusche seien stärker als gewohnt gewesen und plötzlichausgeblieben, berichteten Anwohner von Gemeinden in Flughafennähe.«Wahrscheinlich ist etwas mit den Antrieben schiefgegangen», sagteder Experte Michel van Tooren von der Technischen Universität Delft.Überlegungen, wonach der Maschine der Treibstoff ausgegangen seinkönnte, wurden zunächst nicht bestätigt.

Der Wetterdienst erklärte, dass Wind, Sicht und Temperatur zumZeitpunkt des Unglücks am Mittwochvormittag normal undunproblematisch gewesen seien. Zur Unterstützung der Untersuchungwurden in Amsterdam Vertreter des US-Flugzeugbauers Boeing sowietürkische Experten erwartet.

Die niederländische Königin Beatrix sprach den Angehörigen derToten ihr Beileid aus. Auch Ministerpräsident Jan-Peter Balkenendekondolierte - ebenso wie tausende Menschen, die auf einer eigenseingerichteten Website Trauer und Bestürzung bekundeten. Bei einemBesuch der Unglücksstelle lobte Balkenende den «professionellenEinsatz» aller Rettungskräfte. Dadurch seien viele Menschen in sehrkurzer Zeit aus den Trümmern des Flugzeugs geborgen und dieVerletzten sehr schnell in Krankenhäuser gebracht worden.

Türkisches Flugzeug bei Amsterdam abgestürzt (FOTO: DPA)
Türkisches Flugzeug bei Amsterdam abgestürzt (FOTO: DPA)
ANP
Rettungskräfte bemühen sich nach dem Absturz um verwundete Passagiere. (FOTO: DPA)
Rettungskräfte bemühen sich nach dem Absturz um verwundete Passagiere. (FOTO: DPA)
ANP
Flugzeugabsturz bei Amsterdam (GRAFIK: DPA)
Flugzeugabsturz bei Amsterdam (GRAFIK: DPA)
dpa