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Neues Video "Wildest Dreams" Neues Video "Wildest Dreams": Taylor Swift handelt sich Rassismus-Vorwürfe ein

Von Christian Bos 03.09.2015, 17:46
Taylor Swift hat mit ihrem neuen Video „Wildest Dreams“ Rassismus-Vorwürfe geerntet.
Taylor Swift hat mit ihrem neuen Video „Wildest Dreams“ Rassismus-Vorwürfe geerntet. AFP Lizenz

Köln - Leidenschaftlich küssend am Rande eines riesigen Wasserfalls, im Doppeldecker durch die Serengeti fliegend, über flüchtende Gnu-Herden hinweg, im wallenden Gewand vor edel drapierten Giraffen, Löwen, Elefanten aus voller Kehle singend: Taylor Swift träumt in ihrem neuen Video „Wildest Dreams“ einen Traum von Afrika. So, wie Meryl Streep das einst als Karen Blixen tat, wie Ava Gardner in „Schnee am Kilimandscharo“ oder Katherine Hepburn in „African Queen“.

Exotisch, romantisch, man wird doch noch mal träumen dürfen?

Kritiker vergleichen Video mit Jagd auf den Löwen Cecil

Jedenfalls nicht so, wenn es nach einer wachsenden Zahl an Kommentatoren geht, die der einstigen Country-Prinzessin einen Rückfall in überwunden geglaubte rassistische Klischees vorwerfen. Das Video sei „die glamouröse Version einer weißen Kolonialfantasie von Afrika“ kritisierte etwa das „National Public Radio“. Swift habe sich entschlossen, die politische Ausbeutung einer Region und deren Einwohner zu verkörpern, urteilte die „Huffington Post“ mit beißender Ironie. Swifts Afrika sei so „weiß wie ein Bio-Markt an einem Sonntagmorgen“, unkte ein Kritiker, ein anderer verglich ihren Afrika-Dreh mit der berüchtigten Löwenjagd eines US-Zahnarztes vor ein paar Wochen.

Spätestens hier mag der Impuls, der blütenreinen Taylor Swift eins auszuwischen, stärker gewesen sein, als die tatsächliche Entrüstung. Inzwischen hat sich auch Joseph Kahn, der Regisseur des umstrittenen Videos, zu Wort gemeldet. Er habe eine Liebesgeschichte zwischen zwei Schauspielern erzählen wollen. Am Set eines Films, der im Jahr 1950 in Afrika gedreht wird. Hätte er schwarze Akteure eingesetzt, wäre ihm Geschichtsklitterung vorgeworfen worden.

Jedenfalls zeigt sich Kahn in Hollywood-Klatsch erheblich besser bewandert, als in afrikanischen Realitäten. Swift erinnert mit ihrer brünetten Perücke an Liz Taylor, die sich während der Dreharbeiten zu „Cleopatra“ in Richard Burton verliebte. Ihren Schwarm hat Kahn Typ-gerecht mit Clint Eastwoods Sohn Scott besetzt. Der Vater hatte einst mit „Weißer Jäger, schwarzes Herz“ ein Enthüllungsdrama über die Dreharbeiten zu „African Queen“ gedreht.

Doch das sind Nebensächlichkeiten, wie auch Kahns Hinweis darauf, dass hinter der Kamera ja durchaus Afroamerikaner standen und er selbst asiatischer Herkunft sei. Swift selbst hat sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert. Wahrscheinlich wünscht sie sich, sie hätte ihre wildesten Träume jenseits von Afrika ausgelebt.