Naturkatastrophe Naturkatastrophe: Seebeben tötet bis zu 2000 Menschen in Südasien

Jakarta/Berlin/dpa. - Mit der verheerenden Flutwelle vom 26. Dezember, bei der etwa300 000 Menschen starben, ist das neue Seebeben nicht zu vergleichen.Indonesiens Vizepräsident Jusuf Kalla rechnete dennoch allein aufNias mit bis zu 2000 Toten. Dies sei eine «grobe Schätzung». Helfersuchten verzweifelt in den Trümmern der vor Sumatra gelegenen Inselnach Überlebenden. In den ersten Stunden wurden 400 Leichen geborgen.Gut 1000 Menschen galten als vermisst. Auf der Nachbarinsel Simeuluewurden nach ersten Angaben 100 Menschen getötet und 2000 verletzt.Eine drei Meter hohe Flutwelle soll die Insel getroffen haben.
Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzler Gerhard Schröder undAußenminister Joschka Fischer bekundeten ihr Beileid. «Es istunfassbar, dass so kurz nach der Tsunami-Flutwelle unzählige Menschenihr Leben in einer neuerlichen Naturkatastrophe verloren haben»,teilte Köhler mit. Fischer bot Indonesien «praktische Hilfe» an. DerSprecher des UN-Kinderhilfswerks UNICEF, John Budd, betonte: «DasProblem ist, überhaupt in das Katastrophengebiet zu gelangen.»
Andere Teile Südostasiens kamen zwar glimpflicher davon, dochbrach auch hier nach den Erdstößen eine Massenpanik aus. Vor allem inder indonesischen Provinz Aceh hatte die Angst vor einem Tsunami dieMenschen in die Flucht getrieben. «Dabei kam es zu zahlreichenMassenunfällen auf den überfüllten Straßen», berichtete BirgitZeitler von der Welthungerhilfe. Später beruhigte sich die Lage. Auchin den Küstengebieten Indiens und Sri Lankas ließ die Angst vor einerFlutwelle nach. Die Menschen kehrten in ihre Häuser zurück.
Die Hilfseinsätze auf Nias wurden durch den teilweise zerstörtenFlughafen sowie beschädigte Brücken und Straßen erschwert. NurHelikopter und kleine Flugzeuge konnten nach Augenzeugenberichtennoch landen. «Von der Westküste haben wir überhaupt keineNachrichten», sagte Johanniter-Mitarbeiter Marc Cachon. NachInformationen des Komitees des Internationalen Roten Kreuzes (IKRK)sind mehr als 80 Prozent der Gebäude in der Hauptstadt Gunungsitolieingestürzt. Etwa 10 000 Menschen sollen obdachlos und Tausendeverschüttet sein. «Gunungsitoli ist eine tote Stadt», sagte einBehördenvertreter. In dem Verwaltungszentrum leben 30 000 Einwohner.
Die rund 1500 Kilometer nordwestlich von Jakarta gelegenen InselnNias und Simeulue befinden sich nahe des Epizentrums des neuenBebens. In dieser Region hatte im Dezember die Tsunami-Katastrophenach Erdstößen der Stärke 9,0 verheerende Schäden verursacht. NachAngaben des Geoforschungszentrums Potsdam kann es bei dem jüngstenBeben «keine erhebliche Aufwärtsbewegung des Meeresbodens» gegebenhaben. Daher sei diesmal ein großer Tsunami ausgeblieben.
Das neue Beben habe auch auf Sumatra Straßen und Brücken zerstört,sagte der Vizechef des IKRK in Jakarta, Markus Dolder. Teilweise seider Strom ausgefallen. Im Süden der Provinz Aceh habe es eine«kleinere Welle ins Landesinnere» gegeben. «Aber die war natürlichnie von der Stärke des Tsunamis Ende 2004.» An manchen Stränden seienLäden weggespült worden. Hunderte von Häusern sollen zerstört wordensein; es gab aber keine Informationen über Todesopfer auf Sumatra.
Das indonesische Militär brachte Hilfsgüter und Rettungskräfte mitHubschraubern und Kriegsschiffen in die betroffenen Gebieten. EinRotes-Kreuz-Team mit Ärzten und Sanitätern flog nach Nias. Auch derMalteser Hilfsdienst schickte unter anderem Mediziner. Die indischeRegierung bot Soforthilfe in Höhe von zwei Millionen Dollar an.
Deutsche Urlauber seien wohlauf, teilte der Deutsche Reisebüro-und Reiseveranstalterverband in Berlin mit. In Teilen Thailands undSri Lankas hätten Gäste in zeitweise geräumte Hotels zurückkehrenkönnen. Klassische Urlaubsgebiete seien von Schäden nicht betroffen.Das französische Außenministerium vermisste drei Urlauberinnen aufder Insel Nias, die als Surferparadies gilt. Reiseveranstaltererwarten nach dem Beben keinen weiteren Einbruch der Buchungszahlen.Die asiatischen Länder seien eher Winterziele für Urlauber, hieß es.
