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Nachruf auf Dieter Thomas Heck Nachruf auf Dieter Thomas Heck: "Hier ist Berlin"

Von Christian Seidl 24.08.2018, 19:11
Dieter Thomas Heck ist im Alter von 80 Jahren gestorben.
Dieter Thomas Heck ist im Alter von 80 Jahren gestorben. dpa

„Hier ist Berlin“, rief der frühere Autoverkäufer Dieter Thomas Heck – und die Nation nahm versammelt auf dem Sofa Platz: Dieter Thomas Heck, Erfinder und über drei Dekaden Gesicht, Stimme und Seele der „ZDF-Hitparade“, ist gestorben. Das deutsche Fernsehen verliert mit dem Mann, der eigentlich Carl-Dieter Heckscher hieß, den letzten der großen Entertainer aus den Gründerjahren.

„Mein Leben war es, Menschen zu unterhalten. Dass mir dies gelungen ist, macht mich glücklich“, sagte er, als er 70 Jahre alt wurde und sich aus dem Showgeschäft zurückzog. „Ich durfte große Erfolge feiern, war 50 Jahre im Geschäft und davon 40 Jahre im deutschen Fernsehen in der ersten Reihe. Das erfüllt mich mit großer Dankbarkeit“. Geboren wurde Heck am 29. Dezember 1937 in Flensburg. In den späten 50er- und frühen 60er-Jahren arbeitete er vier Jahre lang als Autoverkäufer in Hamburg.

Über Peter Frankenfeld fand er zum Rundfunk und 1969 schließlich zum Fernsehen. Zusammen mit Truck Branss verwandelte er seine Radiosendung „Die deutsche Schlagerparade“ in ein Fernsehformat: Die „ZDF-Hitparade“ war geboren – und Heck ein Fernsehstar. In bewegten Zeiten war er genau der richtige Typ: mit der modischen Goldrandbrille, Koteletten wie Fischstäbchen und sonorem Bariton-Geplaudere verbreitete er den jovialen Charme eines Vertreters.

Mochte der Krieg kalt sein, die Jugend auf den Barrikaden und auch sonst niemandem mehr zu trauen, diesem Mann kaufte man jederzeit einen Gebrauchtwagen ab – oder eben eine Show. Er war der Mann der schweigenden Mehrheit und des geordneten Zustands – zu Zeiten schalteten 27 Millionen Zuschauer ein, wenn er die „Zett-Dee-Eff Hit-pa-ra-de“ anmoderierte. Die Show wurde zu seinem Lebenswerk. 183 Mal präsentierte er sie live aus Berlin.

1984 rief er zum letzten Mal zum Abschied sein obligatorisches „Reiner, fahr ab!“ Heck blieb dem Fernsehen als Legende erhalten, spielte im „Tatort“, bei „Praxis Bülowbogen“, „Soko Stuttgart“ und „Die Rosenheim-Cops“. Einen bleibenden Moment als Schauspieler hatte er bereits 1970 in Wolfgang Menges legendärem Fernsehspiel„Das Millionenspiel“ geschaffen. Da mimte Heck den Spielshowmoderator, in dessen Sendung ein Kandidat eine Million Mark gewinnen kann – falls er einer Horde mit der Lizenz zum Töten ausgestatteter Häscher entkommt.

Im Februar 2017 erhielt Heck die Goldene Kamera für sein Lebenswerk. Bei diesem Auftritt wirkte er bereits müde. Nun ist er gestorben. Er hinterlässt seine Frau Ragnhild, mit der er seit 1976 verheiratet war und die er Hildchen nannte, sowie drei Kinder. Und sowieso eine Lücke im deutschen Fernsehen, die nicht zu schließen sein wird. Das Ende des großen, abendfüllenden TV-Entertainments wurde lang schon beschworen. Jetzt ist es endgültig da. (mit dpa)