1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Nach Busentführungen: Nach Busentführungen: Fahrer fordern geschlossene Fahrerkabinen

Nach Busentführungen Nach Busentführungen: Fahrer fordern geschlossene Fahrerkabinen

04.05.2003, 12:36
Der entführte Linienbus steht am 27. April (Archiv) in Berlin auf dem gesperrten Kurt-Schumacher-Platz. Die Geiselnahme wurde unblutig beendet. (Foto: dpa)
Der entführte Linienbus steht am 27. April (Archiv) in Berlin auf dem gesperrten Kurt-Schumacher-Platz. Die Geiselnahme wurde unblutig beendet. (Foto: dpa) dpa

Rastatt/Brüssel/dpa. - Als Konsequenz aus den jüngsten Busentführungen fordern Berufskraftfahrer rundum geschlossene Fahrerkabinen und Alarmknöpfe in allen Linienbussen. «Ein Linienbus muss genauso sicher sein wie ein Flugzeug», sagte der Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Berufskraftfahrer (BDBK), Heiko Dürrschnabel, in einem dpa-Gespräch.

Zuletzt hatte am Freitag - genau eine Woche nach dem Geiseldrama in einem Bremer Linienbus - ein Mann in Brüssel einen Bus gekapert. Wie die Staatsanwaltschaft in der belgischen Hauptstadt am Samstag mitteilte, endete die Geiselnahme jedoch glimpflich. Am 11. April hatte ein Bankräuber einen Linienbus in Berlin in seine Gewalt gebracht. Die Geiseln wurden bei einer Blitzaktion der Polizei befreit.

Allein in Berlin gebe es jährlich mehr als 130 Angriffe auf Busfahrer; nicht selten trügen die Fahrer schwere Verletzungen davon. «Fahrgäste lassen ihren allgemeinen Frust immer häufiger an den Busfahrern aus», so Dürrschnabel. Meldungen über Pöbeleien und Angriffe gebe es aber auch regelmäßig aus anderen Städten. Erst kürzlich sei ein Busfahrer in Rastatt überfallen worden.

   «Der Fahrer ist der wichtigste Mann im Bus», so Dürrschnabel. Daher müsse er in einer rundum abgeschlossenen Kabine sitzen, ähnlich wie in Straßenbahnen und im Flugzeug. Entführungen wie in Bremen und Berlin wären so zumindest wesentlich schwieriger gewesen, betont Dürrschnabel. Der BDBK vertritt bundesweit rund 6500 Lastwagen-, Bus- und Taxifahrer.

   An den Fahrersitzen müssten zudem Alarmknöpfe installiert werden, über die im Notfall Signale ausgesendet werden, damit die Polizei den Bus jederzeit via Satellit orten kann, forderte Dürrschnabel. «Sowas gibt es für Taxen. Linienbusse müssen es endlich auch haben.» Zudem sollten die Fahrer besser geschult werden, um auf mögliche Übergriffe vorbereitet zu sein, sagte Dürrschnabel im badischen Rastatt.

In Brüssel hatte der Täter am Südbahnhof einen Linienbus der flämischen Busgesellschaft De Lijn bestiegen und den Fahrer sowie die rund 15 Fahrgäste mit einer Schusswaffe bedroht. Der beherzte Fahrer ignorierte allerdings trotz massiver Drohungen die Aufforderung des Mannes, ohne Halt durchzufahren. Die Polizei nahm später einen 23-jährigen Albaner unter Tatverdacht fest. Der Mann trug eine Schreckschusspistole bei sich.