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Mutmaßlicher Kindermord in Frankfurt Mutmaßlicher Kindermord in Frankfurt: Keine schnelle Auslieferung des Vaters möglich

12.08.2002, 15:47
Bhupendraroy Champanery
Bhupendraroy Champanery Polizei

Frankfurt/Main/dpa. - Der 43 Jahre alte indischstämmige Deutsche Champanery soll am 20.Juli seine beiden Söhne im Alter von vier und fünf Jahren im Mainertränkt haben. Die von ihm getrennt lebende Mutter hatte die Jungenals vermisst gemeldet, nachdem ihr Mann sie nicht wie vereinbart am21. Juli zurückgebracht hatte. Die toten Kinder waren am 24. Julianeinander gefesselt aus dem Main geborgen worden. Seitdem wurde derVater mit internationalem Haftbefehl wegen mutmaßlichen Kindesmordesgesucht. In einer ersten Vernehmung nach seiner Festnahme in Irlandbestritt Champanery den Mordvorwurf und schilderte den Tathergang alsUnfall.

Nach Erkenntnissen der Frankfurter Polizei hatte der Vater in derNacht zum 21. Juli bei der Taxizentrale in Offenbach ein Taxibestellt, um sich zum Flughafen bringen zu lassen. Da ihm derFahrpreis von 30 Euro zu teuer war, ließ sich Champanery an der S-Bahn absetzen. Dem Taxifahrer erzählte er, dass er nach Nepal fliegenwolle. Deshalb vermutete ihn die Polizei zunächst in Indien, sagteFahndungsleiter Hans-Joachim Zahn am Montag. Tatsächlich nahm der 43-Jährige nur wenige Stunden nach dem Tod der Kinder eine Maschine vonFrankfurt nach Dublin, wo er unter dem indischen Namen «RachidGhandi» Asyl beantragte.

Bei den Ermittlungen stellte die Frankfurter Polizei fest, dassChampanery vor einem Jahr in Irland gearbeitet und bei einerGartenbaufirma einen Arbeitskollegen namens Rachid Ghandi kennengelernt hatte. Ein aus Irland abgeschickter Brief an einen Verwandtenerhärtete den Verdacht, dass sich der Gesuchte auf der Inselaufhielt. Daraufhin schalteten die deutschen Ermittler ihre irischenKollegen ein, die in Killarney auf die Spur von Champanery stießen.Der Wirtin einer Bed&Breakfast-Pension hatte der Tatverdächtige seineTelefonnummer gegeben, falls sie Arbeit für ihn habe. Unter demVorwand, ihm einen Job anbieten zu wollen, verabredeten sich diePolizisten mit dem 43-Jährigen und nahmen ihn eine Stunde späterfest.

Die Staatsanwaltschaft in Frankfurt muss bis spätestens 18 Tagenach der Festnahme über das Bundesjustizministerium die vollständigenAuslieferungsunterlagen an das irische Justizministerium schicken.Diese Frist könne nicht verlängert werden, sagte Tilmann. Deshalbwerde die Staatsanwaltschaft die Unterlagen so frühzeitig schicken,dass notfalls noch Zeit für Nachbesserungen bleibe. Wie viel Zeit dieirische Justiz bis zu einer Entscheidung über die Auslieferung hat,konnte Tilmann nicht sagen.