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Muslim zeigt Kabarettist wegen Islamhetze an Muslim zeigt Kabarettist wegen Islamhetze an: Dieter Nuhr wehrt sich gegen Vorwürfe

27.10.2014, 10:26
Der Kabarettist Dieter Nuhr wurde wegen angeblicher Hetze gegen den Islam angezeigt.
Der Kabarettist Dieter Nuhr wurde wegen angeblicher Hetze gegen den Islam angezeigt. dpa Lizenz

Osnabrück - Der deutsche Comedian und Kabarettist Dieter Nuhr (53) ist von einem Muslim aus Osnabrück wegen angeblicher Islamhetze angezeigt worden. Nuhr schrieb auf seiner Facebook-Seite: „Bin von Islamisten als „Hassprediger“ angezeigt worden, weil ich den Koran richtig zitiert habe.“ Erhan Toka wirft ihm Beschimpfung von Religionsgemeinschaften vor, wie die „Neue Osnabrücker Zeitung“ berichtete. Nuhr hat sich wiederholt kritisch mit dem Islam auseinandergesetzt. Den Vorwurf anti-islamischer Hetze wies er zurück.

„Ich finde es lustig, weil ich ja keine Religionsgemeinschaft beschimpfe“, sagte der 53-Jährige der „Welt am Sonntag“. Zugleich verteidigte er kritische Äußerungen. „Ich habe kein Verständnis dafür, dass die bei uns lange erkämpfte Meinungsfreiheit nicht mehr ernst genommen wird, wenn sich Islamisten dagegenstemmen.“ Der „NOZ“ (Online) sagte Nuhr, er werde weiter vor Gefahren des radikalen Islam warnen. „Nur zur Erinnerung: Die Salafisten sind es, die den Mördern und Folterern nahestehen, aus ihren Reihen stammen die meisten der Dschihadisten, die von Deutschland aus in den Nahen Osten reisen.“

Demo gegen Nuhr in Osnabrück

Zugleich warf er dem Großteil seiner Kollegen vor, sich nicht kritisch mit dem Islam auseinanderzusetzen. „Die ziehen dann halt den Schwanz ein. Sonst wäre man ja „islamophob“.“ Angst habe er nicht. „Ich beleidige ja auch weder die Religion noch den Propheten.“

Beschwerdeführer Toka sagte der „NOZ“, Nuhrs Kritik sei verletzend. Die Tageszeitung „Welt“ (Samstag) zitiert Toka mit dem Vorwurf, Nuhr betreibe „blöde, dumme Hetze gegen eine Minderheit“. Bei einem Auftritt Nuhrs am Samstagabend in Osnabrück demonstrierten rund 30 Menschen vor der Halle gegen die Äußerungen des Kabarettisten. Nach Angaben der Polizei blieb die Kundgebung friedlich. Sie sollen Plakate mit Parolen gegen den Ratinger Kabarettisten Dieter Nuhr in die Höhe gehalten haben, riefen zum Boykott seiner Show auf. „Dieter Nuhr erzählt Lügen über den Islam“, stand auf einem Plakat. Eine Tafel zeigte den Kopf des Kabarettisten in einem roten Kreis mit rotem Balken und der Unterschrift: „Stoppt den Hassprediger.“

Stimmen für und gegen Nuhr

"An Tokas friedlichen Absichten gibt es allerdings Zweifel. Dem Besitzer einer Kampfsportschule wird immer wieder eine Nähe zu islamistischen Hardlinern nachgesagt. Der Verdacht des Verfassungsschutzes, er bewege sich in einem Hort von Extremisten, erhärtete sich allerdings nicht", schreibt die NOZ online am Sonntag.

Nicht nur Toka kritisiert den Kabarettisten. Der Migrationswissenschaftler Klaus J. Bade sagte der „Welt“: „Da verwechselt einer den Islam mit dem Islamischen Staat“. Pauschale Diffamierungen anstelle von Differenzierungen würden nur neue Schreckensbilder schaffen. Nuhr hatte in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ 2011 unter anderem geschrieben, dass dem Islam Toleranz fremd sei. Nuhrs Anhänger unterstützten ihn auf seine Facebook-Seite. Darunter auch ganz klar Rechtsradikale und Islamhasser, die ihre radikalen Ansichten im Internet verbreiten. Nuhr distanziert sich allerdings von diesen Kommentatoren.

Der Präsident der Berliner Akademie der Künste (AdK), Klaus Staeck, hat sich mit dem wegen „religiöser Beleidigung“ angezeigten Kabarettisten Dieter Nuhr solidarisiert. Es sei absurd, Nuhr als Hassprediger zu bezeichnen, denn natürlich dürfe man über Götter spotten, sagte Staeck am Montag im Deutschlandradio Kultur. Der Kabarettist nehme nur sein Recht auf Meinungsfreiheit wahr.

In einem zusammengeschnittenen Youtube-Clip wurden die Anti-Islam-Äußerungen von Dieter Nuhr aufgegriffen. Nuhr warnte davor, den Islam aus Angst vor möglichen Reaktionen nicht öffentlich zu kritisieren und den Protest den Rechten zu überlassen. Laut NOZ soll Nuhr bereits im vergangenen Winter Strafanzeige wegen Beleidigung gegen Toka gestellt haben. Das Verfahren wurde allerdings eingestellt. (cp/dpa/kna)