Musikszene Musikszene: Deutsche Pop-Päpste liefern sich einen Bücherkrieg

Offenbach/MZ. - Ostern wird ausfallen bei Farians in Offenbach. "Wir arbeiten durch", sagt Elke Krell, die im Hauptquartier die Stellung hält. General Frank Farian ist schon raus an die Front: Es ist der letzte Tag vor der großen Schlacht um Deutschlands Pop-Thron, die Truppen stehen bereit für die entscheidende Schlacht. Diesmal geht es um alles.
Gut gegen Böse. Gerecht gegen ungerecht. Produzentenlegende Frank Farian, dereinst Vater des Welterfolgs von Boney M ("Daddy Cool"), macht keine Gefangenen. Nein, der 63-Jährige gibt den Kreuzritter der Wahrheit. Dieter Bohlens Knittergesicht in der TV-Werbung erträgt er nicht mehr, die dummen Sprüche des Mannes aus Tötensen kann er nicht mehr hören. Es ist Zeit für eine Abrechnung, höchste Zeit.
Bohlen sei nämlich nur ein "Pop-Hochstapler", wettert Farian über den "Provinzkacker", der "musikalische Kreativität seit langem nur noch von anderen borgt". Lang genug gezaudert und gezittert! Farian, mit mehr als 500 Millionen verkauften CDs der deutschen Pop-Papst, schlägt zurück. In einer Schmähschrift, zornig "Stupid Dieser Bohlen" genannt, rechnet er ab mit dem "Medienprodukt Bohlen". Auf 370 Seiten wirft er dem Hamburger vor, weder selbst zu singen noch zu produzieren. Nicht einmal Gitarre spiele der "Haus- und Hof-Depp von RTL" (Farian) selbst. Dafür aber spreize der Modern-Talking-Mann sich als Möchtegern-Krösus und gebe den Menschen, "die für ihn singen und produzieren, nicht mal, was ihnen zusteht".
Seit gestern Abend nun wird zurückgeballert. In der ARD blies Farian zur Attacke gegen seinen Konkurrenten. Sein Ziel sei es, einen gewaltigen Medien-Bluff aufzudecken: "Mein Buch durchleuchtet ein System, das auf Täuschung beruht", sagt Farian. Musik spiele bei Bohlen nur eine Nebenrolle. "Er ist ein Medienprodukt, das ehrliche Künstler verleumdet", behauptet der süddeutsche Studio-Zar über sein norddeutsches Pendant. "Ich stelle dieses geliehene Produzentenleben dar, dessen Musik die anderer ist." Lange habe er zum Größenwahnsinn des "größten Hohlkopfes" geschwiegen. "Es hat mich nie gestört, dass er sich als erfolgreichster deutscher Produzent hingestellt hat." Obwohl dieser Ruhm doch ihm gebühre.
Jetzt aber ist Schluss mit lustig, vorbei mit der Streichelei. Alle Bohlen-Geheimnisse, alle "Lügen, Larven, Trallala" kämen endlich auf den Tisch, verspricht Daddy Cool aus Miami. Und die Einnahmen aus dem Buch spende er natürlich der Nordoff-Robbins-Musiktherapie-Stiftung für autistische Kinder.

