Musik Musik: Er ist doch bei Mama geblieben

Kelmis-Moresnet/dpa. - Neben seinem Reiterhof-Anwesen im belgischen Örtchen Moresnet beiAachen hat er ihr ein Schlösschen gebaut. Frau Simons ist 73. Siewird neben ihrem Sohn sitzen, wenn er am 12. August mit 60 Gästen aufdem Hof den fünfzigsten Geburtstag feiert. «Erst werden wir Rockspielen, dann wird es seichter», so Heintje Simons.
Das seichte Handwerk des Schlagers und der Schmonzette beherrschteder kleine Niederländer perfekt. An einer Musikbox in der Gaststätteseiner Eltern sang er die Lieder mit. Bei einem Talentwettbewerbwurde Heintje entdeckt. Mit Titeln wie «Mama» (1967), «Heidschi,Bumbeidschi» (1968), oder «Ich sing ein Lied für dich» (1969)verzauberte er wenig später die Massen.
Der brave Junge mit den Rehaugen gewann fast alle Musikpreise. Erdrehte Komödien, die zu Kassenschlagern wurden. Der Rummel war ihmbisweilen zu viel: «Bei einem Einkaufsbummel war ich sofort von Fanseingekreist», sagt der erwachsene Heintje. «Ich musste über Balkoneaus Hotelzimmern fliehen, weil die Fans vor der Tür standen.»
Ende der siebziger Jahre wurde es ruhiger um den Goldjungen.Heintje heiratete später und wurde Vater. Zwei seiner drei Kinderwohnen mit auf dem Hof. Der Sohn lebt fünf Minuten entfernt. Die 16-jährige Tochter Gina reitet Turniere. Auch der 13 Jahre alte Hendrikhat schon das Reiten vom pferdebegeisterten Vater gelernt.
«Die Familie hat Vorrang», sagt Heintje Simons. Doch der Gedankean das große Come Back hat ihn nie losgelassen. 1995 veröffentlichteer eine Techno-Version von «Mama». Dann folgten drei Alben inkürzester Zeit. Die zweite Karriere begann. Zum 50. Geburtstag ziehter von einem Volksmusikfestival zum nächsten. Doch jeder Vergleichmit dem früheren Erfolg würde hinken. Das weiß der Künstler selbst.«Das ist eine abgeschlossene Geschichte», sagt er.
Heintje Simons betont gerne, dass er ohne Skandale älter gewordenist. Ein unspektakulärer Familienvater mit ruhigem Leben auf demLande - das möchte er sein. Sätze wie «alles ganz normal» oder «dabin ich Realist genug» sagt er oft. Dabei ist auch der Medienprofi zuerkennen, der nach Tausenden von Interviews und Auftritten weiß, wieer wirken muss.
«Von den alten Liedern kann ich gut leben», sagt «Hein», wie ihnFreunde nennen. Ein bisschen den Zaun am Pferdegatter reparieren undden Schuppen in Ordnung bringen - auf dem Hof gebe es genug zu tun.«Und wenn die Sonne scheint, sitzen wir gemütlich auf der Terrasse.»
Doch Heintje Simons ist nicht ohne Sorgen. Besonders bedrückt ihndie Berufswelt, in der sich Jugendliche heute wieder finden. «MeinSohn sucht seit anderthalb Jahren als Bauschlosser eine Arbeit», sagter. Früher habe es die Ellenbogen-Gesellschaft noch nicht gegeben.
Der alte Heintje und der neue Heintje Simons - beide gehören sienicht zu einer harten Welt. Ihre Botschaften waren immer sanft undweich. «Heute ist es schöner als früher. Ich kann mir aussuchen, wasich mache.» Er werde so lange singen, wie ihm Leute zuhören, sagt derSänger. «Wenn es peinlich wird, ist Schluss. Da bin ich Realistgenug.»