Münzen Münzen: Zahlreiche Euro-Staaten kommen ohne Kleingeld aus
Brüssel/MZ. - Die Sammlung habe den Hauch des Wertlosen, heißt es. Nur der deutsche Mann ist da ganz anders. Schließlich waren die Verbraucher hierzulande auch schon zu Vor-Euro-Zeiten an größere Münzen wie das Fünf-D-Mark-Stück gewöhnt. Das war mit dem Euro vorbei. Seither trägt man zwar auch Euromünzen, aber vor allem Cent-Stücke herum und keiner weiß wofür.
Material teurer als der Wert
Das meinte auch das EU-Parlament in dieser Woche. Es forderte die Kommission auf, zu prüfen, ob man diese Münzen nicht endlich einstampfen solle. Schließlich übersteigen die Materialkosten aufgrund gestiegener Kupfer- und Stahlpreise inzwischen den Wert des Geldes. Außerdem haben andere Euro-Länder gute Erfahrungen ohne das Klimpergeld gemacht. In Finnland wurde es erst gar nicht eingeführt. Die Niederlande und Belgien haben es wieder einkassiert. In den dortigen Geschäften wird - falls man nicht mit Karte zahlt - auf- oder abgerundet.
Das Thema ist ein Dauerbrenner. Fast 21 Milliarden Ein- und Zwei-Cent-Münzen beulen Europas Geldbörsen aus. Schon 2010 sah sich der Petitionsausschuss des Bundestages mit einem Antrag konfrontiert, die kleinen Geldstücke einzuziehen. Damals sagte das Bundesfinanzministerium Nein, weil der Einzelhandel nicht auf psychologisch attraktive Preise von 99 Cent oder 99,99 Euro verzichten wollte. Allerdings räumte der Bundesverband Lebensmittelhandel 2008 auch ein, dass "die Abrechnungen am Abend sehr aufwändig" seien.
Inzwischen ist in die deutsche Front der Münzen-Anhänger Bewegung gekommen. Bei 15 Ketten - darunter Kaufland, Netto oder KiK - können Kunden an der Kasse ihre Rechnungsbeträge aufrunden lassen. Die überzähligen Cent werden sozialen Zwecken gespendet. Und auch die Geschäftsinhaber selbst hatten zu lernen, dass Bargeld eine teure Sache sein kann. Seit dem Vorjahr müssen Händler, die Wechselgeld ordern, bei der Deutschen Bundesbank Aufschläge zahlen, weil die Münzrollen nur noch in Einheits-Containern im Wert von 314 000 Euro ausliefert werden. Zu viel für viele kleine Einzelhändler. Sie brauchen seither private Firmen, die Euro-Münzen rollen und in kleinen Mengen ausgeben.
In Holland sparten die Händler durch den Wegfall der kleinen Münzen rund 30 Millionen Euro ein. Die Gegner der Abschaffung fürchten vor allem einen zweiten "Teuro-Effekt", wenn Preise wie 9,99 Euro, die knallhartes Kalkulieren signalisieren, plötzlich wegfallen würden. Doch der Einwand geht ins Leere. Auch in den Niederlanden werden Produkte weiter mit 19,99 Euro beworben - auf - oder abgerundet wird erst an der Kasse.
Am liebsten wäre Handel und Banken ohnehin, wenn auch die Bundesbürger öfter bargeldlos zahlen würden. In Belgien beispielsweise ist es nicht unüblich, auch eine Zehn-Cent-Plastiktüte mit Geldkarte zu kaufen. Die Automaten-Industrie wiederum spricht sich - wie einige Euro-Länder auch - dafür aus, nicht nur die kleinen, sondern auch die großen Geldstücke vom Markt zu nehmen und durch Ein- oder Zwei-Euro-Scheine zu ersetzen. Italien, Österreich und die Slowakei haben entsprechende Bitten bei der Europäischen Zentralbank bereits eingereicht.
Regierungen haben letztes Wort
Sie alle blicken jetzt gespannt nach Brüssel, wo die EU-Kommission eine Studie in Auftrag geben dürfte. Die allein wird allerdings - egal was dabei herauskommt - nicht viel bewirken. Die Stückelung des Geldes bleibt den nationalen Regierungen vorbehalten.