München München: Sektenguru verurteilt
MÜNCHEN/DDP/DPA. - Gegen den 61 Jahre alten Musiker und Führer einer spirituellen Gemeinschaft wurde seit August wegen Missbrauchs in 314 Fällen in den Jahren 1985 bis 1998 verhandelt. Shanti nahm an dem Prozess in einer Glasbox teil, bekleidet mit einem Schutzanzug. Der krebskranke Angeklagte hatte sich im Krankenhaus den behandlungsresistenten MRSA-Keim zugezogen. Shanti hatte nach anfänglichem Leugnen den Missbrauch der Jungen eingeräumt. An Mädchen sei er nie interessiert gewesen, beteuerte der Homosexuelle bis zuletzt. Oberstaatsanwältin Christine Schäfer war bei einem der Mädchen von einem Übergriff überzeugt.
Der Missbrauch der Jungen war laut Urteil durch das Teilgeständnis des Angeklagten und die Aussagen der Opfer erwiesen. Strafmildernd wirkte sich aus, dass der Angeklagte "wirtschaftlich und sozial zugrundegerichtet ist". Zulasten des Angeklagten berücksichtigte das Gericht die Dauer und Vielzahl der Übergriffe. Die Opfer seien in einem fremden Land auf der Finca Shantis schutzlos gewesen. Auf seinem Anwesen in Portugal habe der 60 Jahre alte Mann aus Hamburg ein eigenes Wertesystem geschaffen, wonach er die finanzielle Abhängigkeit von Eltern ausgenutzt habe, um sein Bedürfnis nach Macht und Geltung bei den Kindern zu befriedigen, sagte die Staatsanwältin weiter. Zudem hätte der Angeklagte bewusst einen Umgang von "Zuckerbrot und Peitsche" mit den Kindern gepflegt und diese dadurch unter Druck gesetzt. Anklägerin Schäfer hatte in ihrem Plädoyer von einem "großen, großen Mitverschulden Dritter gesprochen". Nicht nur der Angeklagte habe Schuld auf sich geladen, sondern auch die Eltern der missbrauchten Kinder.