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Mordfall Peggy Mordfall Peggy: Ex-Chef-Ermittler weist Vorwürfe zurück

11.04.2014, 10:17
Der ehemalige Chef-Ermittler Wolfgang Geier ist im Wiederaufnahmeverfahren gegen Ulvi K. als Zeuge geladen.
Der ehemalige Chef-Ermittler Wolfgang Geier ist im Wiederaufnahmeverfahren gegen Ulvi K. als Zeuge geladen. dpa Lizenz

Bayreuth/dpa/MZ - Im erneuten Prozess gegen den geistig Behinderten Ulvi K. wegen Mordes an der neunjährigen Peggy hat der damalige Chef-Ermittler Vorwürfe der Verteidigung zurückgewiesen. „Wir haben sehr viel Wert darauf gelegt, eine angenehme Verhörsituation zu schaffen“, sagte der Zeuge Wolfgang Geier am Freitag vor dem Landgericht Bayreuth.

Die neunjährige Peggy aus dem oberfränkischen Lichtenberg wird letztmalig auf dem Heimweg von der Schule gesehen. Ihre alleinerziehende Mutter gibt noch am Abend eine Vermisstenanzeige auf.

Wochenlange Suchaktionen - unter anderem mit Tornados der Bundeswehr - bleiben ohne Erfolg.

Der geistig behinderter Gastwirtssohn Ulvi K. wird festgenommen. Er gesteht, sich an Peggy und drei weiteren Kindern sexuell vergangen zu haben.

Die Staatsanwaltschaft Hof erhebt Anklage wegen Mordes.

Nach 26 Verhandlungstagen wird Ulvi K. wegen Mordes an Peggy zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt.

Ein wichtiger Belastungszeuge hat seine Aussage widerrufen und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Ermittlungsbehörden.

Der Anwalt Michael Euler beantragt beim Landgericht Bayreuth die Wiederaufnahme des Falls.

Die Polizei sucht wieder nach Peggys Leiche. Hinweise führten die Ermittler zu einem Anwesen mitten in Lichtenberg. Knochen in einer Sickergrube stammen nicht von Peggy.

Ein Mann aus Halle in Sachsen-Anhalt ist ins Visier der Ermittler gerückt. Er war ein enger Freund von Peggys Familie und gilt für die Staatsanwaltschaft mittlerweile als Tatverdächtiger.

Das Landgericht Bayreuth ordnet die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Ulvi K. an.

Auf dem Friedhof Lichtenberg öffnen die Ermittler ein Grab. Doch es gibt laut Staatsanwaltschaft keine Hinweise auf die sterblichen Überreste eines Kindes in dem Grab.

Am 2. Juli 2016 findet ein Pilzsammler in einem Wald im thüringischen Landkreis Saale-Orla Skelettreste. Am 4. Juli teilen Polizei und Staatsanwaltschaft mit, dass die Knochen „höchstwahrscheinlich“ von Peggy stammen. Dies hätten erste rechtsmedizinische Untersuchungen und Erkenntnisse am Fundort ergeben.

Die Verteidigung hatte am Donnerstag den damaligen Ermittlern Foltermethoden bei der Befragung von Ulvi K. vorgeworfen. Dagegen sagte Geier: „Der einzige, der ihn bei den Verhörterminen angeschrien hat, war sein eigener Rechtsanwalt.“

"Es war keine harte Vernehmung vorgesehen."

Ulvi K. war im April 2004 als Mörder Peggys zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Eine Leiche des Mädchens wurde nie gefunden. Der Fall wird neu aufgerollt, weil ein Belastungszeuge eingeräumt hatte, beim ersten Prozess falsch ausgesagt zu haben. Außerdem sollen die Ermittler Ulvi K. bei seinem damaligen Geständnis beeinflusst haben.

„Es war keine harte Vernehmung vorgesehen“, sagte Geier. „Wir wussten: Ein lautes Schimpfwort an den Angeklagten und er senkt den Kopf und sagt kein Wort mehr.“ Der damalige Chef-Ermittler der Soko „Peggy 2“ ergänzte: „Wir haben Ulvi K. zu den Verhörterminen von einem Beamten fahren lassen, der nicht zur Soko gehörte, den Ulvi aber aus dem Ort kannte. (...) Es war uns wichtig, dass ihn eine Person zu den Terminen bringt, die er kennt.“

Spur könnte in den Raum Halle führen

Zudem gibt es einen neuen Hauptverdächtigen der Staatsanwaltschaft Bayreuth: Holger E. aus dem Raum Halle, der Halbbruder von Peggys damaligen Nachbarn, der öfter in Lichtenberg zu Besuch war. Die Spur gibt es schon lange, sie wurde nach Ulvi K.'s Geständnis nicht weiter verfolgt. Dabei hat sich E. durchaus verdächtig gemacht. Er trägt nach Peggys Verschwinden ein Medaillon mit dem Bild des Mädchens um den Hals, hat Fotos von ihr in seinem Zimmer – und gibt zunächst ein falsches Alibi an.