1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Mord in Griechenland: Mord in Griechenland: 14-Jähriger nach Todesschuss in Untersuchungshaft

Mord in Griechenland Mord in Griechenland: 14-Jähriger nach Todesschuss in Untersuchungshaft

12.02.2004, 14:14
Mit dieser Waffe wurde der 63-Jährige von dem 14-jährigen Deutschen in Griechenland zur Strecke gebracht. (Foto: dpa)
Mit dieser Waffe wurde der 63-Jährige von dem 14-jährigen Deutschen in Griechenland zur Strecke gebracht. (Foto: dpa) EPA

Athen/München/dpa. - Der 14-Jährige, der seinen Erzieher in Griechenland getötet haben soll, war nach Angaben der Stadt München kein Krimineller. Er sei zuvor strafrechtlich nie aufgefallen, sagte der Leiter des Münchner Stadtjugendamtes, Hubertus Schröer, am Donnerstag. Der Jugendliche habe den Sozialarbeiter und dessen Familie bereits seit seinem vierten Lebensjahr gekannt. Der Junge kam unterdessen in Griechenland in Untersuchungshaft. Er soll den 63 Jahre alten Deutschen am Dienstag mit einem Bolzenschussgerät getötet haben, wie es für die Betäubung von Tieren verwendet wird.

Der 14-Jährige, der durch die Alkoholsucht seiner Mutter von Geburt an geschädigt gewesen sei, hat nach Angaben Schröers eine Persönlichkeitsstörung und sei aggressiv. Nach Angaben seines griechischen Anwalts Theodoros Antonopoulos hatte er vor dem tödlichen Angriff die nötige Medikation mit Psychopharmaka jedoch wahrscheinlich ausnahmsweise unterlassen. Der Polizei soll er außerdem gesagt haben, «wie ein Laufjunge» schlecht behandelt worden zu sein.

Nach Angaben des Anwalts war der Junge erst am vergangenen Samstag in das Haus des 63-Jährigen gekommen. Hier, in dem Dorf Douneika auf der Halbinsel Peloponnes, wurden Problem-Jugendliche im Auftrag deutscher Sozialträger für die Wiedereingliederung in die Gesellschaft vorbereitet.

Schon im Jahr 2002 hatte der Bub dort 15 Monate gelebt. «In dieser Zeit hat er die positivste Entwicklung seines gesamten Lebens erfahren», sagte Jugendamtsleiter. Eine Integration in eine normale Jugendgruppe in Deutschland sei jedoch misslungen. Daraufhin entschieden die Behörden, dass der Jugendliche, der auch in einem Heim in Hüfingen im Schwarzwald war, nach Griechenland zurück solle. «Der Jugendliche brauchte eine komplette Veränderung seines Umfelds, um neue Normen und Werte entwickeln zu können.» Eines der Elternteile des Jungen lebt in München.

Anwalt Antonopoulos will nun versuchen, dass der Verdächtige in einem Prozess als unzurechnungsfähig eingestuft wird. Zunächst wird der 14-Jährige im Gefängnis von Sozialarbeitern betreut. Unklar blieb, ob auch Betreuer aus Deutschland nach Griechenland kommen sollen.

Die Tat hat eine Debatte über die Zukunft von sozialen Projekten im Ausland ausgelöst, in denen deutsche Jugendkriminelle betreut werden. CSU-Generalsekretär Markus Söder und der baden- württembergische Sozialminister Friedhelm Repnik (CDU) verlangten, solche sozialpädagogischen Maßnahmen für deutsche Jugendliche im Ausland zu stoppen. «Mit dieser Kuschel-Pädagogik muss endlich Schluss sein», sagte Söder.

Die Aufnahme vom Donnerstag (12.02.2004) zeigt ein Jugendheim in Hüfingen-Behla (Schwarzwald-Baar-Kreis). Dort wohnt ein 14-jähriger Jugendlicher, der vor zwei Tagen in Griechenland seinen 63-jährigen Betreuer mit einem Bolzenschußgerät erschoßen haben soll. Der Junge habe den Sozialarbeiter und dessen Familie bereits seit seinem vierten Lebensjahr gekannt. Der Sozialpädagoge habe 1993 in einem Kinderheim in Baden-Württemberg gearbeitet, in dem auch der Bub untergebracht war. (Foto: dpa)
Die Aufnahme vom Donnerstag (12.02.2004) zeigt ein Jugendheim in Hüfingen-Behla (Schwarzwald-Baar-Kreis). Dort wohnt ein 14-jähriger Jugendlicher, der vor zwei Tagen in Griechenland seinen 63-jährigen Betreuer mit einem Bolzenschußgerät erschoßen haben soll. Der Junge habe den Sozialarbeiter und dessen Familie bereits seit seinem vierten Lebensjahr gekannt. Der Sozialpädagoge habe 1993 in einem Kinderheim in Baden-Württemberg gearbeitet, in dem auch der Bub untergebracht war. (Foto: dpa)
dpa