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Naturschutz Moos-Paradies Sächsische Schweiz im Fokus der Forschung

Rund 500 Moosarten auf engstem Raum: Nirgendwo in Deutschland gibt es so viele Moose wie in der Sächsischen Schweiz. Doch sie reagieren sensibel auf Veränderungen.

Von dpa Aktualisiert: 21.10.2025, 16:03
Leuchtmoos erzeugt für sich selbst das für die Photosynthese erforderliche Licht.
Leuchtmoos erzeugt für sich selbst das für die Photosynthese erforderliche Licht. Hartmut Landgraf/Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz/dpa

Wehlen - Das Elbsandsteingebirge rückt als Paradies für Moose auch für Wissenschaftler in den Fokus. Nach Angaben der Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz wachsen hier rund 500 Moosarten auf engstem Raum – und damit mehr als anderswo in Deutschland. Die schattigen, kühlen Schluchten böten den feuchtigkeitsliebenden Pflanzen gute Bedingungen. Als Beispiel wurde etwa der Uttewalder Grund genannt, ein beliebter Wanderweg.

Leuchtmoos macht sich selbst Licht

Frank Müller, Botaniker an der Technischen Universität Dresden, gilt als Moos-Experte und untersucht unter anderem das sogenannte Leuchtmoos. Seinen Angaben zufolge kommt es in der Natur gar nicht so selten vor, ist aber nur schwer zu entdecken. Im Gegensatz zu anderen Arten bilde es einen haarfeinen Vorkeim aus, in dem kugelförmige Zellen das verfügbare Umgebungslicht wie ein Prisma sammeln und gebündelt abstrahlen – auf jene Teile der Pflanze, mit denen das Moos Photosynthese betreibt.

„Es macht sich sozusagen selbst Licht. Dank dieses Tricks hat sich Leuchtmoos überall in den dunkelsten Ecken seine Nischen geschaffen, in die andere Pflanzen nie vordringen“, beschrieb die Nationalparkverwaltung das Phänomen. Aber auch echte Raritäten wie das Lebermoos seien im Uttewalder Grund zu finden. Es komme in Deutschland nur hier vor – und dann erst wieder in den österreichischen Alpen, in Skandinavien und auf den Britischen Inseln.

Moose gelten als Wegbereiter der Natur

Der Uttewalder Grund gilt als idealer Lebensraum für Moose. Sie brauchen viel Luftfeuchtigkeit, weil sie keine Wurzeln ausbilden, sondern Wasser über ihre gesamte Blattoberfläche aufnehmen. „Wegen dieser Eigenschaft gelten sie auch als Wegbereiter der Natur, besiedeln Felsen, Steine und karge Böden und schaffen anderen Arten dort eine Existenzgrundlage. Sie sammeln Nährstoffe aus der Luft und machen sie für das ganze Ökosystem nutzbar“, hieß es weiter. Ihre Matten und Polster böten zahlreichen Kleinstlebewesen ein Zuhause.

Leuchtmoos befinde sich laut der Nationalparkverwaltung jedoch auf dem Rückzug. Womöglich reagiere es schon auf geringfügige Veränderungen des Lebensraumes äußerst empfindlich – etwa auf die Klimaerwärmung. Aber auch weggeworfene Papiertaschentücher und anderer Müll, der in Felsnischen deponiert werde, machten dem Moos zu schaffen.