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Mode unter Rot-Grün Mode unter Rot-Grün: Designer-Anzüge und und Promi-Friseure

Von Caroline Bock 23.08.2005, 08:29
Bundesaußenminister Joschka Fischer bei einem Besuch in Amman in Jordanien (l, Archivfoto vom 29.08.2004) und Bundeskanzler Gerhard Schröder am Rande einer Talkshow in Berlin (Archivfoto vom 31.08.2005, Kombo). (Foto: dpa)
Bundesaußenminister Joschka Fischer bei einem Besuch in Amman in Jordanien (l, Archivfoto vom 29.08.2004) und Bundeskanzler Gerhard Schröder am Rande einer Talkshow in Berlin (Archivfoto vom 31.08.2005, Kombo). (Foto: dpa) epa dpa

Berlin/dpa. - Grünen-AußenministerJoschka Fischer war auf dem diplomatischen Parkett fast immer ineleganter Weste und teurem Zwirn zu sehen. In die Turnschuheschlüpfte er bestenfalls zum Laufen, wenn er wieder einmal gegen diePfunde kämpfte.

In der Zeit der ersten rot-grünen Bundesregierung ist in deröffentlichen Wahrnehmung deutlich wichtiger geworden, wie sichPolitiker kleiden. «Obwohl in erster Linie selbstverständlich dieAusstrahlung eine Persönlichkeit ausmacht, spielt die Mode in derPolitik eine nicht mehr zu unterschätzende Rolle», bilanziertekürzlich Designerin Jil Sander im Magazin «Cicero». Und spottete:«Selbst Angela Merkel hat sich optisch verändert. Das hatte manschon nicht mehr zu hoffen gewagt.»

Die Kanzlerkandidatin der Union trägt wie viele ihrer Kolleginnenoft Hosenanzüge, das Standardoutfit für Plenarsaal undFernsehtalkshow. Grünen-Chefin Claudia Roth ist mit ihren häufigbunten Oberteilen eher die Ausnahme bei den Frauen. «Ihr ganzesOutfit symbolisiert eine leicht trotzige, sehr sympathischeKampfeslust», urteilte die Berliner In-Designerin Anna von Griesheimin dem Buch «Grün. Lob und andere Wahrheiten».

Schröder wurde anfangs noch als «Brioni-Kanzler» der gutbetuchten «Neuen Mitte» verspottet, als er sich von einemStarfotografen im Kaschmir-Mantel für damals 4000 Mark fotografierenließ. Auch Bilder des Cohiba-Zigarren schmauchenden Sozialdemokratenkamen nicht unbedingt gut an. Joschka Fischer verblüffte nach demRegierungswechsel die Presse nicht nur damit, dass er die damaligeUS-Außenministerin Madeleine Albright um den Finger wickelte,sondern auch durch seine perfekt sitzenden Einreiher. Sein Kommentardamals: «Ich bin früher auch nicht im Baströckchen rumgelaufen undhabe meine Blöße nicht mit Blättern abgedeckt.»

Gerd Müller-Thomkins, Geschäftsführer des Deutschen Mode-Instituts (Köln/Frankfurt am Main), hat die Veränderung aufmerksambeobachtet. «Schröder und Fischer haben in ihrer Amtszeit einenParadigmenwechsel inszeniert», meint er. Beide seien zu einem«gehobenen Stil» gewechselt. Schröder pflege diesen besonders. BeimKanzler sei alles «von edelster Qualität, perfekt abgestimmt auf diePersönlichkeit». Beim Westen tragenden Außenminister hat Müller-Thomkins allerdings etwas priesterhafte Züge ausgemacht. Fischersäußerlicher Wandel sei in gewisser Weise ein «Wechsel ins Ornat»hinein, findet er. Grundsätzlich seien die deutschen Politiker seitRot-Grün aber im internationalen Vergleich «auf jeden Fall» vielbesser angezogen als früher.

Und jenseits von Schlips und Kragen? Oft gesichtet wurde in dervergangenen Legislaturperiode die Randlosbrille: Sowohl CSU-ChefEdmund Stoiber als auch FDP-Chef Guido Westerwelle entschieden sichfür beinahe konturlose Fassungen. Um die Köpfe kümmerte sich in derBerliner Republik Parteien übergreifend Promi-Friseur Udo Walz,einer der Stammgäste auf dem Hauptstadtparkett und mittlerweile CDU-Mitglied. Er half nicht nur beim Styling Merkels, sondern frisierteauch Schröder.