Test Volvos XC90 bietet elektrische Hilfe an
Als Plug-in-Hybrid hat der Volvo XC90 einen Benziner mit 310 PS. Die Version mit Mild-Hybrid liefert 145 Benzin-PS. Beide Modell haben Allradantrieb.

Halle / Saale - Die Schweden haben überdacht, ob sie die Volvo-Verbrenner wirklich schon bis 2030 aufs Altenteil schieben sollten. Sie haben sich unlängst entschlossen, etwas Tempo aus dem Umbruch rauszunehmen. Der XC90, das Flaggschiff der Marke, bekam ein Facelift und steht als Verbrenner respektive Plug-in-Hybrid wohl noch länger bei den Händlern, was auch für die Mild-Hybrid-Version gilt, die beide getestet wurden.
Gefahren wurde der XC90 Plug-in-Hybrid T8 AWD. Hier holt sich ein starker Verbrenner Hilfe von einem Elektromotor und rollt auch mal ein paar Stadtkilometer rein elektrisch. Im Plug-in-Auto steckt ein Reihenvierzylinder mit zwei Litern Hubraum, der 310 PS abgeben kann. Den elektrischen Part übernimmt jeweils ein Elektromotor mit 145 PS, die auf die Hinterachse geleitet werden. Je nachdem mit wieviel Leistung man den Akku für den Elektroantrieb auflädt, dauert das bei beiden Modellen fünf, acht oder gar 13 Stunden - wenn man die Haushaltssteckdose als Energiespender einspannt. Ein starke Wallbox ist zweckmäßig für Ladezeitgewinn. Wer sich dazu zwingt, ständig neu aufzuladen, wird mit voller Batterie, wie im Test, auf 70 Kilometer rein elektrische Reichweite kommen können. Der angegebene Normwert von 86 Kilometern wird nicht erreicht.
Die beiden Antriebseinheiten machen den Wagen zu einem durchzugsstarken Kraftpaket. Egal, wann man antritt, das Duo Verbrenner-Elektromotor schiebt gewaltig nach vorn. 400 Nm steuert der Benziner bei, 309 Nm werden elektrisch generiert. Im Test erreichte der XC90 Plug-in-Hybrid damit im Schnitt 6,5 Litern auf 100 Kilometer, aber um das erreichen zu können, muss die Batterie immer schön voll sein. Mit leerem Akku liegt der Verbrauch weit über acht Litern, auch neun sind schnell drin. Wer ausnutzt, was das Auto kann, kommt über die zehn Liter.
Der 4,95 Meter lange XC90 hat eine ausgezeichnete Straßenlage. Der Allradantrieb verteilt die Kraft dorthin, wo sie in der jeweiligen Fahrsituation am dringendsten gebraucht wird. Das sorgt für eine Höchstmaß an Fahrsicherheit oder viel Bodenhaftung, wenn doch mal wer eine Ausfahrt in ruppiges Gelände macht. Da kann man dem Auto einiges zumuten, wie im Test feststellbar war. Durch enge, schnelle Wechselkurven zieht der 1,70 Meter hohe XC90 mit wenig Wankneigung. Wie es jenseits der 200 km/h mit der Straßenlage aussieht, war nicht zu prüfen. Denn Volvo hat alle seine Modelle bei 180 km/h abgeriegelt, damit weniger Schadstoffe ausgestoßen werden.

Innen dominiert die volvo-typische nordisch-kühle Eleganz, die die Marke über Jahre so erfolgreich kultiviert, senkrechtstehendes Navi inklusive. Geführt wird mit Google Maps. Beide Autos verfügen über die übliche Armada an elektronischen Helfern und Multimedia-Angeboten, die in teuren Autos verbaut sind. Wer ständig viel Platz braucht und auch mal eine dritte Sitzreihe schätzt, fährt mit dem großen XC90 gut. Liegen die beiden Mini-Sitze flach, glänzt der Kofferraum mit 640 Litern. Klappt man die zweite Reihe auch noch um, passt ein großes 28er Fahrrad rein. Punkten kann der XC90 bei der Zuladung. 653 Kilo sind erlaubt.
Mit 87.490 Euro steht der XC90 in der Liste. Mühelos kann man beide Modelle mit vielen Extras aufpeppen. Das hatte Volvo getan mit den Testfahrzeugen. 108.000 Euro kostete beispielsweise der gefahrene XC90 Plug-in-Hybrid. Als Mild-Hybrid liegt der Listenpreis bei 79.890 Euro. Bei Erscheinungsbild, Platzangebot, Acht-Gang-Automatikschaltung, Multimediaangebot, Sicherheitsstandards gleichen sich die beiden Hybrid-Versionen.
Das Leistungsangebot des XC90 Mildhybrid B5 ist nicht so üppig, aber im Test kam nie der Eindruck auf, dass man untermotorisiert unterwegs war. Nur im Anzug, im Durchzug waren die Unterschiede spürbar. Während der stärkere XC90 es laut Datenblatt in 5,5 Sekunden auf Tempo 100 schafft, braucht der Hybrid dafür 7,7 Sekunden. Aber wer sucht schon im Alltag permanent die Maximalbeschleunigung? Nennenswerte Strecken lassen sich mit dem Mild-Hybrid, der auch Allradantrieb besitzt, nicht rein elektrisch zurücklegen. Man genießt beim sehr langsam Rollen, beim Rangieren eher das geräuschlose Dahingleiten. Der kleine Elektromotor entlastet im normalen Fahrbetrieb den Verbrenner dezent und reduziert so auch den Schadstoffausstoß und minimal auch den Spritverbrauch. Ein großer Sparer, das liegt in der Natur der Sache, ist der Mild-Hybrid XC90 nicht, denn immerhin muss er mit seinen 250 PS einen Zweitonner in Schwung halten. Wenn um die neun Litern auf 100 Kilometern gschafft werden, ist das ein realistischer Wert. 8,7 Liter waren bei entspannter Gangart im Test auch mal drin.
Technische Daten: XC90 Plug-in-Hybrid T8 AWD
Antrieb : Benzinmotor mit zwei Litern Hubraum und 310 PS sowie Elektromotor mit 145 PS
Elektrische Reichweite im Test: um die 70 Kilometer
Höchsttempo elektrisch: 140 km/h
Höchsttempo: 180 km/h
Verbrauch bei voller Batterie: 6,5 Liter auf 100 Kilometer
Länge: 4,95 Meter
Kofferraum: 640 Liter
Preis: ab 87.490 Euro
Technische Daten: XC90 Mild-Hybrid B5 AWD
Antrieb: Benzinmotor mit zwei Liter Hubraum und 250 PS plus Elektromotor mit 14 PS
Höchsttempo: 180 km/h
Verbrauch: 8,8 l/110km
Länge: 4,95 m
Kofferraum: 680 l
Preis: ab 79.890 Euro.