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Mit dem Wasser leben Mit dem Wasser leben: Die Niederlande feiern das nasse Element

Von Bernd F. Meier 08.03.2005, 09:37
Die Macht des Wassers - Holland lebt nicht nur vom Wasser, sondern wird bei Sturmfluten auch durch die Nordsee gefährdet. (Foto: dpa)
Die Macht des Wassers - Holland lebt nicht nur vom Wasser, sondern wird bei Sturmfluten auch durch die Nordsee gefährdet. (Foto: dpa) NBTC

Arnheim/Lelystad/dpa. - Mehr als ein Viertel der Niederlande liegt unter dem Meeresspiegel. Haushohe Deiche und Wehre schützen dasLand vor Sturmfluten. Die Holländer leben mit und vom Wasser - 2005ist ihnen das ein Themenjahr wert, das auch Touristen anziehen soll.

«Mit dem Fahrstuhl sind wir jetzt direkt bis unter dieWasseroberfläche gefahren», erklärt die Gästebetreuerin LianneLettink den Besuchern im Wassermuseum in Arnheim. Mehr als drei Meterunter dem Grundwasserspiegel zeigt die Sammlung die Bedeutung vonSüßwasser für die Menschen. «In den Niederlanden leben wir eigentlichin der Nordsee, so tief liegt unser Land», sagt Direktor Alex Koning.«Aber dennoch hat unser Trinkwasser eine exzellente Qualität.»

Die Besucher werden beim Rundgang auch mit den Berechnungenkonfrontiert, dass der Meeresspiegel in den kommenden 100 Jahren um30 bis 80 Zentimeter ansteigen wird. Mehr als 50 Präsentationenzeigen, wie Schleusen und Pumpwerke funktionieren. In einem Laborkann auch von zu Hause mitgebrachtes Nass untersuchen werden.

Die Auseinandersetzung mit Wasser ist in den Niederlandenüberlebenswichtig. Davon zeugt auch das in der Oosterschelde aufeiner Insel gelegene «Waterland Neeltje Jans». Hier wird eine dergrößten Naturkatastrophen der Landesgeschichte in Erinnerung gerufen.

Am 30. Februar 1953 brachen nach heftigem Sturm die Deiche an fast600 Stellen. 1835 Menschen ertranken. Als die Schäden beseitigtwaren, entstand als Schutz gegen Sturmfluten der «Deltaplan». Zu ihmgehörte das mehr als drei Kilometer breite Oosterschelde-Sperrwerk:Haushohe Betonpfeiler halten 62 Metallwehre. Die Sperrplatten sindmeist hochgezogen, damit die Gezeiten den Oosterschelde-Meeresarm mitseinen Muschel-und Austerbänken erreichen kann. «Aber wenn dieWetterstationen Sturm und Hochwasser melden, machen wir hier inMinutenschnelle die Schotten dicht», sagt Gästebetreuer Ted Sluiter.

In «Neeltje Jans» gibt es unter anderem einen Gang in die Pfeilerdes Sperrwehrs, wo schummriges Licht für eine fremdartige Atmosphäresorgt. Während über den Köpfen der Besucher Autos rollen, strömenwenige Meter tiefer alle sechs Stunden im Wechsel von Ebbe und Flut800 Millionen Kubikmeter Wasser hindurch.

Geht es bei «Neeltje Jans» um den Schutz des Landes, so zeigt dasneue Poldermuseum in Lelystad, wie Land aus dem Meer gewonnen wird.Das «Nieuw Land Poldermuseum» erzählt die Geschichte von Flevoland,dem größten Polder der Welt. «Wo heute das Museum steht, war vor 70Jahren noch Meer», sagt MuseumsDirektor Ralph Keuning. Zu sehen sindMaschinen, die bei der Landgewinnung benutzt wurden. Und zu bestaunenist auch das Glas mit Regenwürmern, die ein Ansiedler mitbrachte.Denn Würmer gab es nicht in den vom Meer abgetrotzten Ackerflächen.

Ein Höhepunkt im Themenjahr ist die «Sail 2005» in Amsterdam, zuder vom 17. bis 22. August 500 historische Segel- und Motorschiffeerwartet werden. Parallel läuft vom 17. bis 21. August in Amsterdamdas «Grachtenfestival» mit mehr als 90 Konzerten. Höhepunkt ist am20. August das Prinsengracht-Konzert, bei dem das Orchester auf einemschwimmenden Podest Platz nimmt - «Wassermusik» im Themenjahr also.

Informationen: Niederländisches Büro für Tourismus, Postfach 27 0580, 50511 Köln (Tel.: 01805/34 33 22, Fax: 01805/34 33 20)