Miss Germany: Miss Germany: Katrin Wrobel aus Berlin holte den Titel

Berlin/dpa. - Es war ihr Schmollmund. «Schippe», sagt KatrinWrobel in ihrem Berliner Jargon dazu. Sie spitzt ihren Mund, schiebtdie Unterlippe ein wenig vor und schaut ihr Gegenüber aus großenbrauen Augen bittend an. «So wie kleine Kinder das machen, wenn sieetwas haben wollen», erläutert die 24-Jährige. Katrin Wrobel hat amSamstagabend ihre Schippe gemacht und bekommen, was sie wollte: Sieist die neue Miss Germany, gewählt und gekrönt von Schauspieler TilSchweiger, Ex-Nationalspieler Lothar Matthäus, Ex-Boxprofi AxelSchulz und anderen prominenten Jury-Mitgliedern.

Es sind wohl ihre frische Natürlichkeit und die ungestelztenAntworten, mit denen sie ihre 21 Konkurrentinnen aus dem Feldgeschlagen hat. «Kindchenschema», sagen die, die ihr den Titel nichtgönnen. Wer die neue Majestät im braunen taillierten Leder- undSeidenkleid fragt, was sie nach ihrem Amtsantritt als erstes zu tungedenke, bekommt darauf eine echt Berliner Antwort: «Ich freue mich,aus diesen Schuhen rauszukommen.» Dann folgen die ersten Gedanken andas Morgen. Ein Jahr lang wird die Zahnarzthelferin nun «MissGermany» sein. Sie wird ihren Beruf ruhen lassen und sich als Modelund als Werbefee präsentieren.

«Die Bewerberinnen haben nicht mehr dieses Friseusen-Image»,urteilt Jurymitglied und Verleger Florian Langenscheidt während derWahl. Auf jeden Fall reden die Schönen etwas anders als früher. «Ichbin nicht der Typ, der sich vor allen Leuten ausziehen würde»,entgegnet «Miss Westdeutschland» Eva-Maria Piernonczyk LotharMatthäus kühl auf die Frage, ob sie auf einen Playboy-Titel wolle.Und die erste schwarze Bewerberin Dayan Tweneboah-Kodua, die ausGhana stammt, erklärt der Jury auf eine Jury-Frage: «Udo Jürgens istzu alt für mich.» Die «Miss Bremen» Rimma Pulin spricht fließendRussisch und Englisch und würde auch boxen lernen, «Miss Mecklenburg-Vorpommern» Wiebke Rickmann spielt gern Klavier.

Und doch wirkt das Schaulaufen der 22 Schönen in Abendgarderobeund Badeanzug immer noch wie in der Zirkusmanege. Das Dauerlächelnder schlanken Kandidatinnen unterscheidet sich nicht von früherenMiss-Wahlen. Auch am «Produkt» Miss Germany, einer Mischung ausUnterhaltungsprogramm und Werbeattraktion, hat sich wenig geändert.Es gehe ihnen um die Marke, betonen die Veranstalter von derOldenburger Miss-Germany-Corporation, die sich den Titel schützenließen, wie sie betonen. Was Marke heißt? «Wir alle wollen Geldverdienen und Spaß haben», sagt Produzent Tewe Pannier.

Zum ersten Mal ist die Miss-Germany-Wahl in diesem Jahr alsFernsehshow inszeniert worden. Ob das eine gute Idee war, müssen dieSchnitt-Künste des Senders SAT.1 bei der Ausstrahlung am Sonntagabend(20.15 Uhr) zeigen. In Echtzeit vor 2000 Zuschauern in einem BerlinerHotel war die TV-Gala von technischen Pannen begleitet. DieVeranstalter zumindest sehen die Wahlen zur deutschenSchönheitskönigin, die in den 70er Jahren zur Bedeutungslosigkeitherabsanken, als Gesellschafts- und nunmehriges «Fernsehereignis» imAufwind. Als Beispiel nennen sie gern die Kür der Verona Feldbusch,die 1992 «Miss Germany» wurde.

Katrin Wrobel ist kein Verona-Typ und auch noch keine festgelegteMarke. «Dieses Jahr wird mich formen und beeinflussen», sagt die neueSchönheitskönigin. «Ich hätte aber kein Problem, danach wieder inmeine kleine Zahnarztpraxis zurückzukehren.» Erst einmal kann siesich auf ihren Preis freuen, zwei Reisen und ein Auto. Das Auto wirdKatrin Wrobel gefallen. Hatte die junge Dame doch noch als «MissBerlin» zu Protokoll gegeben, gern an ihrem alten VW-Käferherumzuschrauben.