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Bahnverkehr Ministerin kritisiert Bahn-Tochter Start für Zug-Chaos

Infrastrukturministerin Hüskens spricht von einer „sehr kritischen“ Lage: Fehlplanung, Personalprobleme und Infrastrukturmängel belasten den Bahn-Regionalverkehr stark.

Von dpa 13.09.2025, 04:01
Der Betrieb im Regionalnetz läuft laut Ministerium „absolut unzureichend“. (Archivbild)
Der Betrieb im Regionalnetz läuft laut Ministerium „absolut unzureichend“. (Archivbild) Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/dpa

Magdeburg - Zehn Monate nach der Übernahme des Dieselzugnetzes von Abellio in Sachsen-Anhalt durch die Bahn-Tochter Start zieht die Landesregierung eine schlechte Bilanz. Infrastrukturministerin Lydia Hüskens bezeichnete die aktuelle Situation als „sehr kritisch“. „Die Zuverlässigkeit und die Qualität des Angebotes ist absolut unzureichend“, sagte die FDP-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. 

Die Regionalverkehre Start Deutschland GmbH hatte im Dezember letzten Jahres den Betrieb von Abellio übernommen. Das Netz umfasst demnach rund 980 Kilometer und 16 Linien in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Niedersachsen.

In den vergangenen Monaten kam es nach Angaben des Ministeriums zu zahlreichen personalbedingten Zugausfällen. So fielen von April bis Anfang September mehr als 1.800 Zugfahrten aus. Vor allem Ende August und Anfang September waren es mit mehr als 200 Ausfällen pro Woche außergewöhnlich viele.

Versagen auf zwei Ebenen

Nach Einschätzung des Ministeriums liegen die Ursachen sowohl beim Unternehmen Start selbst als auch bei der bundeseigenen DB InfraGO. „Fehlplanung bei der Personalverfügbarkeit, inakzeptable Verfügbarkeit der selbst gestellten zusätzlichen Ersatzfahrzeuge und unzureichende Prozesse bei der Fahrgastinformation“, nannte Hüskens als zentrale Defizite auf Unternehmensseite. Hinzu kämen „Infrastrukturmängel mit Langsamfahrstellen und Streckensperrungen sowie nicht besetzte Stellwerke“. 

Als Reaktion auf die Probleme sei die Nahverkehrsgesellschaft Sachsen-Anhalt (Nasa) im Auftrag der Ministerin frühzeitig tätig geworden. „Nach diversen sachlichen Auseinandersetzungen wurde am 7. August 2025 eine förmliche vertragliche Rüge gegenüber Start ausgesprochen“, erklärte Hüskens. Das Thema der Personalverfügbarkeit wurde Anfang September auf Ebene der deutschlandweiten Unternehmensleitung von Start angesprochen und kurz darauf auch gegenüber der Vorstandsvorsitzenden der DB Regio AG zur Sprache gebracht. Anschließend soll ein Krisentermin stattgefunden haben.

Krisenreaktionen mit Verzögerungseffekt

Um gegenzusteuern, habe das Unternehmen laut Ministerium damit begonnen, zuvor ausgelaufene Verträge mit Leihpersonal wieder zu aktivieren. Der Einsatz könne jedoch erst wieder ab Oktober erfolgen, hieß es. Zudem liefen Gespräche mit der Konzernmutter DB Regio über weitere personelle Unterstützung. Auch die instabile Ersatzflotte solle stabilisiert werden. Darüber hinaus bemühten sich Start und die Nasa gemeinsam um die Beschaffung zusätzlicher Fahrzeuge.

„Die Fahrgastinformation konnte in den letzten Wochen bereits verbessert werden, befindet sich aber noch nicht auf einem zufriedenstellenden Niveau“, so Hüskens. 

Die Regionalverkehre Start Deutschland GmbH wurde 2016 als hundertprozentige Tochter der DB Regio AG gegründet, der Regionalverkehrssparte der bundeseigenen Deutschen Bahn.