Microsoft-Café "The Digital Eatery" Microsoft-Café "The Digital Eatery": Essen und Surfen

Berlin/MZ - Sarah Johannsson und ihr Mann Fred wollten nur einen Kaffee trinken, jetzt tippen sie auf einem kleinen Tablet-PC herum, der in diesem Café wie zufällig neben ihrem Sitzplatz steht. Sie staunen, wie leicht man das Gerät bedienen kann: „Bisher habe ich immer gedacht, ich brauche so etwas nicht, aber faszinierend ist es schon“, sagt die 52-jährige Dänin und schaut lachend zu ihrem Mann: „Vielleicht ein Weihnachtsgeschenk?“ Das Paar ist für drei Tage Urlaub nach Berlin gekommen und zufällig „Unter den Linden“ in die neue „The Digital Eatery“ gestolpert, einer Mischung aus Bistro, Internetcafé und Showroom für die neuesten Produkte von Microsoft. Der Computerkonzern bringt in diesem Gebäude seine Hauptstadtrepräsentanz unter und nutzt das Gastronomiekonzept, um sich betont lässig zu präsentieren.
Während viele andere Cafébetreiber Gäste mit Laptop nicht gern sehen, weil die sich oft hinter ihrem Bildschirm verschanzen und stundenlang an einem Kaffee festhalten, wird bei „The Digital Eatery“ ganz offensiv Laissez-faire geprobt: An allen Plätzen gibt es Steckdosen und auch USB-Buchsen, über die man sein Handy aufladen kann. Die Mitarbeiter leihen gern ein Kabel aus, falls man das eigene nicht dabei hat - egal, welches Label auf dem eigenen Gerät prangt. Bei dem Jurastudenten Stephan Metz ist es der berühmt-berüchtigte angebissene Apfel. Der 26-Jährige kommt gerade „aus der „Grimm“, der Bibliothek der Humboldt-Universität im nahe gelegenen Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum. Er wollte „einfach mal raus“, wie er erklärt. Neben seinem Laptop stehen eine große Tasse Kaffee und ein Teller mit einem Salami-Sandwich. „Ich hab von Freunden gehört, dass es hier ganz angenehm sein soll und dachte, ich schau mal vorbei. Außerdem war mein Handy-Akku fast alle.“ Obwohl er der Konkurrenz in Sachen Technik treu bleiben will, hat er sogar schon einen Blick auf die Regale mit den ausgestellten Microsoft-Neuheiten riskiert: „Man darf die Sachen anschauen und ausprobieren, ohne dass ein Verkäufer einem gleich was aufschwatzen will - das ist cool.“ Kaufen kann man die Produkte hier nämlich nicht.
Die Adresse, „Unter den Linden 17“, hat Geschichte: 1902 wurde das Haus an Berlins Prachtstraße von Carl Gause und Robert Leibnitz entworfen, den Architekten, die kurz darauf auch für das Hotel Adlon verantwortlich zeichneten. Heute gibt es eine riesige Baustelle vor der Tür, die U-Bahn-Linie 5 wird verlängert. Wenn Absperrgitter und Lärm irgendwann verschwunden sind, soll „The Digital Eatery“ 50 zusätzliche Außenplätze bekommen. Noch in diesem Jahr soll das ganze Haus eröffnet werden. Einen Veranstaltungsraum für bis zu 200 Besucher gibt es schon: Dort finden Workshops, Präsentationen und Seminare statt. Zudem bekommen bald junge Technologie-Unternehmen im Obergeschoss Starthilfe. Da dürfen sie je für vier Monate gratis ihren Arbeitsplatz einrichten. Henrik Tesch, Chef-Lobbyist von Microsoft Deutschland, hat dafür schon etliche Bewerbungen auf dem Tisch liegen. „Das Haus verkörpert den Wandel von Microsoft“, sagt er. „The Digital Eatery“ ist sehr modern eingerichtet, aber gemütlich. Bunt, aber dezent und mit vielen Design-Schmuckstücken wie einer organisch geformten Sitzlandschaft oder Deckenlampen, deren Kabel so lang sind, dass sie fast bis auf den Boden hängen. Die unterschiedlich gestalteten Sitzgruppen sprechen den Geschäftsmann, der hier in Ruhe seine Mails durchgehen will, genauso an wie die ermüdeten Touristen, die eine Pause brauchen, oder den Teenager, der die Spielekonsole des Gastgebers ausprobieren will. Kaffee, kühle Getränke, herzhafte Snacks und kostenlosen Internetzugang: So einfach kann man moderne Großstadtbewohner und -besucher glücklich machen.
Die Technik hält sich im Hintergrund: Die Spielekonsole versteckt sich ganz dezent in einem Schränkchen neben einem großen Bildschirm. Ein anderes Display an der Wand zeigt die Präsentation eines Tablets. Das Gerät hängt in der Küche einer Frau, die darüber ganz lässig Rezepte auswählt. Die Mission der Firma ist klar: Man soll sich in dem Café-Restaurant wohlfühlen und bekommt wie nebenbei vermittelt, dass die Technik ihren Teil zu diesem Gefühl beiträgt. Wenn das so elegant vermittelt wird, erträgt man die Vorstellung von einer komplett vernetzten Welt ganz gut. Sarah und Fred Johannsson haben ausgetrunken und ziehen weiter, sie haben sich noch viel vorgenommen für diesen Tag, wollen jetzt zum Brandenburger Tor und dem Holocaust-Mahnmal. Fred Johannson hat schon sein Smartphone gezückt und zeigt in die richtige Richtung: „Da müssen wir lang!“. Seine Frau meint: „Sehen Sie, ohne Technik geht es sowieso nicht mehr!“
