Medizin Medizin: Spezielle Blutreinigung ermöglicht seltene Nierenspende

Hannover/dpa. - Eine spezielle Blutreinigung hat erstmals inDeutschland eine Nieren-Lebendspende für ein Kind trotzunverträglicher Blutgruppen ermöglicht. Ärzte der MedizinischenHochschule Hannover (MHH) hatten der achtjährigen Nele aus demniedersächsischen Hehlen erfolgreich eine Niere ihres Vatersverpflanzt, der eine andere Blutgruppe hat. Mit der neuartigenBlutreinigung habe sich eine bislang «nicht beherrschbare»Abstoßungsreaktion verhindern lassen, berichtete die MHH am Montag.Die Transplantation war bereits am Freitag bekannt geworden. DasVerfahren kann aus Sicht der MHH-Ärzte das Problem des Organmangelsaber nicht lösen, sondern werde nur in Einzelfällen angewandt.
Die achtjährige Nele und ihr Vater seien wohlauf, berichteten dieMHH-Spezialisten in Hannover. Das Mädchen soll in den kommenden Tagendas Krankenhaus verlassen können. Die Ärzte hoffen nun, dass dieNiere mit Hilfe von Medikamenten möglichst lange arbeitet.«Durchschnittlich hält ein verpflanztes Organ bei einem Kind 20Jahre. Danach ist meist eine weitere Transplantation notwendig»,sagte die MHH-Professorin Gisela Offner.
Nele leidet an einer angeborenen Stoffwechselstörung, die auch dieNiere angriff. Vor der Organverpflanzung erhielt das Mädchen sechsMal die spezielle Blutreinigung und in der Woche danach noch dreiMal. Mit Hilfe dieses neuen Verfahrens können die Antikörper, die beiunverträglichen Blutgruppen Probleme machen, aus dem Blut des Nieren-Empfängers herausgefiltert werden. Die Abstoßungsreaktion werde damitzum Zeitpunkt der Transplantation umgangen, erklärten die MHH-Ärzte.Ein derartiger Eingriff war Freiburger Chirurgen im Mai bereits beieinem erwachsenen Patienten gelungen, weltweit ist das Verfahreneinige Male angewandt worden.
Die Lebendspende bei unverträglichen Blutgruppen wird nachEinschätzung der MHH aber nicht in großem Umfang eingesetzt werdenkönnen. «Es bleibt eine Ausnahme-Therapie auf Grund der hohen Kostenund des aufwendigen Verfahrens», sagte ein MHH-Sprecher. Nach wie vorseien die Patienten auf die Bereitschaft in der Bevölkerung zurOrganspende nach dem Tod angewiesen. Die MHH-Ärzte appellierten,möglichst viele Menschen sollten sich für einen Organspendeausweisentscheiden. In Deutschland warten nach Zahlen der Deutschen StiftungOrgantransplantation etwa 12 000 Menschen auf ein Spenderorgan,allein 10 000 davon auf eine Niere. Lebendspenden sind nur Verwandtenund dem Empfänger sehr nahe stehenden Menschen erlaubt.