Medizin Medizin: Siamesische Zwillinge wurden gerettet

Los Angeles/dpa. - Der stellvertretende Leiter des Klinikums an der Universitätvon Kalifornien in Los Angeles (UCLA), Michael Karpf, stellteberuhigend fest: «Diese Komplikation kommt nicht unerwartet.» DieÄrzte fürchten allerdings, dass der Druck nachhaltigen Schaden imGehirn des kleinen Mädchens verursachen könnte. Bisher ändere sichnichts an der Einschätzung, dass die Operation erfolgreich war, sagteer auf einer Pressekonferenz.
Einer der insgesamt 50 beteiligten Ärzte und Spezialisten, Houman Hemmati, hatte in der «Today»-Show des US-Fernsehsenders NBC die Szene nach der Trennung der beiden Mädchen beschrieben: «Alle jubelten, klatschten, und manche weinten. Zum Schluss waren wir mehr als optimistisch, enthusiastisch (...), und nun können wir es kaum abwarten, die beiden wie normale Babys spielen, lachen und schreienhören zu können».
Maria Teresa und Maria de Jesus Quiej-Alvarez, «die kleinenMarias», hatten seit ihrer Geburt im Juli 2001 einen gemeinsamen Schädelknochen und eine gemeinsame größere Arterie im Kopf. Doch sie waren zum Glück mit unabhängig arbeitenden Gehirnen auf die Welt gekommen. Obwohl sie sich an die Hände fassen und miteinander spielen konnten, hatten sich die beiden Mädchen noch nie in die Augen gesehen. Eine Kopfverwachsung wie ihre kommt nur ein Mal unter einerMillion Geburten vor und war nur fünf Mal in den letzten zehn Jahren behoben worden - mit unterschiedlichem Erfolg.
«Die Mädchen waren quietschvergnügt», als sich ihre Eltern von ihnen verabschiedeten, berichtete eine Kliniksprecherin. Wenceslao Quiej Lopez and Alba Leticia Alvarez hatten das Geld für den Flug von einer gemeinnützigen Organisation bekommen, die auch für zusätzliche Kosten wie den Krankenhausaufenthalt und die Nachbehandlung aufkommen will. Die Spezialisten im OP hatten ihre Leistung kostenlos zur Verfügung gestellt.
Das Ärzteteam übte den riskanten Eingriff an Modellen, bevor es amMontag um 13.49 Uhr Ortszeit den ersten Schnitt setzte. Vier Stundenspäter waren zwei große Löcher in die Schädeldecken der Mädchengebohrt. Der schwierigste Teil der Operation kam, als die Ärzteversuchten, die größeren Blutgefäße zu entwirren und abzuklemmen, diesich durch das Gehirn der Zwillinge zogen.
Eine der beiden Marias verlor «eine Menge Blut», sagte Hemmati,konnte aber mit Transfusionen versorgt werden. Es habe kein Problemgegeben, auf das das Team nicht vorbereitet gewesen wäre. Eine derHerausforderungen war, genügend Kopfhaut zum Bedecken der offenenSchädelpartie zu bekommen. Um das Gewebe soweit wie möglich zudehnen, hatten die Ärzte den beiden Mädchen schon im Juni einen mitSilikon gefüllten Ballon unter die Haut gepflanzt und ihn regelmäßigmit zusätzlichen Injektionen aufgefüllt.
Derweil wartet in Dallas (US-Bundesstaat Texas) ein weiteressiamesisches Zwillingspaar auf eine Operation. Die einjährigenJungen Ahmed und Mohamed Ibrahim stammen aus Ägypten und sind an derOberseite des Kopfes zusammengewachsen. Der leitende Arzt, KennethSalyer, sagte im texanischen Fernsehen, der Fall der ägyptischenZwillinge sei wesentlich komplizierter als der der Zwillinge in LosAngeles. Die Chancen auf ihre erfolgreiche Trennung seien «gering».