Medizin Medizin: Auch zweiter Patient stirbt nach Organspende an Tollwut
Hamburg/dpa. - Insgesamt haben sechs Patienten Organe der mit Tollwut infiziertenSpenderin erhalten. Den beiden Empfängern der Augenhornhäute in Mainzging es nach Klinikangaben vom Montag unverändert gut. Wie eineKliniksprecherin mitteilte, sind die inzwischen wieder ausgetauschtenHornhäute untersucht worden und ohne Tollwutbefund. «Das ist ein sehrgutes Zeichen für die Patienten», sagte sie.
Auch der Heidelberger Transplantationspatient, dem die Leber derSpenderin eingesetzt worden war, zeigte weiter keine Tollwut-Symptome. Nach Angaben seines behandelnden Arztes wird in dennächsten Tagen mit Testergebnissen gerechnet, die über die weitereTherapie entscheiden. «Sollte in den Tests nachgewiesen werden, dassder Patient bereits früher gegen Tollwut geimpft wurde, sind wir ausdem Schneider», sagte Oberarzt Peter Sauer.
Der 70-Jährige in Hannoversch Münden war nach Klinikangaben nochnach einer neuartigen Methode aus den USA behandelt worden. AlleAnstrengungen seien jedoch vergeblich gewesen, sagte der ÄrztlicheLeiter der Klinik, Volker Kliem. Mit der Kombination aus antiviralenMedikamenten und einem künstlich hervorgerufenen Koma hatten US-Ärzteim vergangenen Jahr eine 15-jährige Patientin mit Tollwutsymptomengerettet.
Tollwut gilt als tödlich, wenn die Krankheit ausgebrochen ist.Zwischen den ersten Symptomen und dem Tod liegen nach Angaben desBerliner Robert Koch-Instituts maximal sieben Tage. Vor dem Auftretenvon Symptomen kann eine Impfung auch nach der Infektion nochschützen.
Der Leiter des Konsiliarlabors für Tollwut an der UniversitätEssen, Prof. Michael Roggendorf, hält unterdessen die Entwicklungeines zuverlässigen Tollwut-Schnelltests bei Organtransplantationenfür unwahrscheinlich. «Einen Test, bei dem wir mit hoherWahrscheinlichkeit Tollwut nachweisen oder ausschließen können, halteich in naher Zukunft für nicht machbar», sagte er in einem dpa-Gespräch. «Man ist dabei, die Methoden zu verbessern, aber ob wirdabei auf 100 Prozent kommen, das bezweifle ich sehr.»
Die 26-jährige Organspenderin, die nach ärztlicher Auskunft auchDrogen genommen hatte, hatte sich vermutlich in Indien mit demtödlichen Virus angesteckt. Vor ihrem Tod im Dezember hatte sie überSymptome wie heftige Kopfschmerzen und Angstzustände geklagt, dieunter anderem auch bei Tollwut vorkommen können. «Die Frau war beiuns in Behandlung», bestätigte der Ärztliche Direktor der Rhein-Mosel-Fachklinik für Psychiatrie, Fritz Hilgenstock, in Andernach.
Ob es unerkannte Hinweise auf eine Tollwuterkrankung gab, wirdmöglicherweise die Staatsanwaltschaft Koblenz klären. Sprecher KlausPuderbach zufolge soll nach einer ausführlichen Stellungnahme derDeutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) über die Aufnahme einesErmittlungsverfahrens entschieden werden. «Dies kann allerdings nochzwei bis drei Wochen dauern», sagte Puderbach. Nach Auffassung derDSO waren in dem Fall keine medizinischen Fehler begangen worden.