Medien Medien: Oomph! gewinnt überraschend «Bundesvision Song Contest»
Berlin/dpa. - Mit ihrer explosivenRocknummer «Träumst Du?» drängten die düsteren Jungs um die Freundinvon Sänger Sasha die Teilnehmer der 15 anderen Bundesländer imBerliner Tempodrom am Freitagabend ins Abseits. Die Band ausBraunschweig freute sich sehr über den Sieg, vor allem weil ihreMusik in öffentlichen Kanälen kaum gespielt werde. Womöglich sind sieauch die ersten, die einen Musikwettbewerb mit einem Lied überSelbstmord gewinnen.
Zumindest einer hatte die Band auf der Rechnung: Raab, Initiatordes Wettbewerbs, behauptete nach der Show, er habe von Rang eins bisfünf alle Platzierten richtig getippt. Mit ihrem Sieg holen Oomph! - der Name aus dem Englischen bedeutet so viel wie Pep oder Schwung - den «Bundesvision Song Contest» im nächsten Jahr nach Niedersachsen.«Wir touren seit 18 Jahren durch die Republik, kennen jede Raststätteund jeden Backstage-Keller. Einen großen Dank an unsere Fans», sagteFrontmann Dero. Vor den Fernsehern sahen nach ProSieben-Angaben 2,04Millionen Menschen die Live-Show, im vergangenen Jahr waren es noch2,48 Millionen.
Nicht jeder konnte sich über den Sieg freuen, den die Zuschauerper Anruf oder SMS entschieden hatten. Dem knapp unterlegenen Jan Delay war die Enttäuschung deutlich anzumerken. Für viele war derHamburger Hip-Hopper der Favorit. Raab äußerte Verständnis für DelaysFrust. «Das zeigt doch nur, dass der "Bundesvision Song Contest" keinJux ist, sondern echten Wettbewerbscharakter besitzt. Da darf manauch mal sauer sein, wenn's nicht klappt.» Vor der Show hatte Delayjedem Bundesbürger ein Luxusauto versprochen, wenn er gewinnen würde.
Kim Frank, einst Sänger der Band Echt, gelang mit seinem Sprungauf den dritten Platz ein Comeback. Mit seiner Pop-Ballade «Lara»knüpfte Frank an frühere Echt-Zeiten an. Die Band hatte sich nachgroßem Erfolg 2002 getrennt. Zuletzt machte der Mädchenschwarm ehermit seiner finanziellen Pleite, als mit Musik von sich Reden.
Die Beiträge waren stilistisch und visuell äußerst vielfältig: DerRapper D-Flame aus Hessen (Platz 7) sang seiner Mutter mit einemGospel-Chor ein Liebeslied. Die Elektroband Melotron (Platz 13) ausMecklenburg-Vorpommern ließ ein Dutzend Frauen in kurzen Kleidchen imSoldatenschritt und mit wehenden Fahnen über die Bühne marschieren.Pohlmann aus Nordrhein-Westfalen setzte auf Purismus, verzichtete aufShow-Elemente und verließ sich auf seine Stimme und seinen Charme.Geschadet hat es ihm nicht: Für viele überraschend sang sich diedeutsche Version von Jack Johnson auf Platz 4.
Die mutigste Show-Einlage zeigte die Berliner Elektro-Pop-BandMia. Sängerin Mieze machte den Titel ihres Songs «Zirkus» zumProgramm und eröffnete den Liederwettbewerb mit einer Akrobatiknummeram Trapez in zehn Meter Höhe. Am Ende landeten die Lokalmatadore aufPlatz 5.
Auch wenn Oomph! den Wettbewerb gewann, stahl ihnen doch eine Banddie Show. Die Vorjahressieger Seeed, die außer Wertung auftraten,legten mit einer deutsch-türkischen Version ihres Gewinnerliedes von2006 «Das Ding» einen bejubelten Auftritt hin. Auch wenn es nur einenSieger gab, erklärten Raab und Ko-Moderatorin Johanna Klum alleTeilnehmer zu Gewinnern. Im vergangenen Jahr landeten 12 der 16Lieder nach dem Wettbewerb in den «Top 100 Charts».