Luftverkehr Luftverkehr: Concorde vor der Auferstehung

Paris/dpa. - In der tiefsten Krise der Luftfahrt feiert die Concorde ihre Rückkehr. Das schnellste Verkehrsflugzeug der Welt jagtvon Mittwoch an mit doppelter Schallgeschwindigkeit wieder im Linienverkehr über den Atlantik - fast 16 Monate nach dem tragischen Absturz bei Paris mit 113 Toten, darunter 97 Deutsche. Auch wenn Angehörige der Opfer gemischte Gefühle über die Wiederaufnahme der Flüge haben, so zieht die Einzigartigkeit des Luxusliners der Lüfte die Passagiere magisch an - trotz stärkerer Flugängste nach den Anschlägen vom 11. September. Die ersten Concorde-Flüge von Air France und British Airways (BA) nach New York sind ausgebucht.
Bei der Premiere landen die Überschall-Jets aus London und Paris am 7. November kurz hintereinander in New York. An Bord sind Prominente, Manager und Medien-Vertreter, auch der französische Verkehrsminister Jean-Claude Gayssot und Air-France-Chef Jean-Cyril Spinetta. New Yorks Bürgermeister Rudolph Giuliani will ihnen einengroßen Empfang bereiten. Auch der britische Premierminister Tony Blair will nach offiziell nicht bestätigten Medienberichten mit einer Concorde in die USA fliegen.
BA und Air France, die beiden einzigen Concorde-Betreiber, derFlugzeugbaukonzern EADS, BAE Systems und der Reifenhersteller Michelin haben sich den Neustart der schnittigen Vögel nach Berechnungen von Luftfahrtexperten mehrere hundert Millionen Mark kosten lassen. Air France hat ihren Aufwand in der Zwangspause samt Kosten fürs Personal und Flugausfällen mit rund 80 Millionen Mark(40,6 Millionen Euro) beziffert. British Airways investierte allein rund 100 Millionen Mark in die Verbesserung der Sicherheit, neue Sitze und Kabinenausstattung. Die neuen dunkelblauen Ledersitzesollen mehr Platz bieten. Der gesamte Innenraum wurde heller und frischer gestaltet. Und beim Durchbrechen der Schallmauer durchläuft eine blaue Lichtwelle die Maschine von vorne bis hinten.
Die teure Concorde am Boden verursacht Verluste - auch deshalb hebt sie jetzt wieder ab, selbst wenn der Zeitpunkt wegen der Krise der Luftfahrt-Branche ungünstig erscheint. Doch im Vordergrund steht das Prestige. «Die Concorde ist immer noch etwas Besonderes. Einvergleichbarer Nachfolger ist nicht in Sicht», meint Luftfahrtexperte Peter Pletschacher. Der Jet, der vor einem Viertel Jahrhundert am 21. Januar 1976 zu seinen ersten Linienflügen von Paris nach Rio de Janeiro und von London nach Bahrain startete, kann nach Expertenschätzung noch über ein Jahrzehnt im Liniendienst bleiben.
Zur Verbesserung der Sicherheit wurden die Treibstoff-Tanks durch Spezialkunststoffmatten ausgefüttert, die elektrischen Leitungen verstärkt und widerstandsfähigere Reifen entwickelt. Ein Unfall wie am 25. Juli 2000, als eine Metall-Lamelle auf der Fahrbahn einen Reifen zerriss und so die fatale Kettenreaktion auslöste, soll in Zukunft nicht mehr möglich sein.
Heute soll ihr Sonderstatus als scharf bewachter Luxusvogel mitVIP-Eingängen und Sicherheitsagenten an Bord die Concorde auch besserals normale Flugzeuge vor Terroristen schützen. «Mit fast 100 Plätzenist sie ein leicht zu überwachendes Flugzeug, und nur Piloten mitSpezial-Ausbildung können sie fliegen», erklärt ein französischerLuftfahrt-Experte.
Von dem Zeit sparenden Flug über den Atlantik profitieren nach wievor hauptsächlich gestresste Manager und teure Models, denn die Reisedauert weniger als vier Stunden. «Wir haben viele Kunden, die mehrals 25 Mal pro Jahr mit der Concorde fliegen», sagt ein BA-Sprecherin. Häufigster Flieger ist ein US-Ölunternehmer mit 70Concorde-Flügen pro Jahr. Das billigste reguläre Rückflug-Ticket fürdie Strecke London-New-York kostet jetzt 10 900 Euro (21 319 Mark).Vor der Katastrophe waren es 9900 Euro. Von Paris aus werden 8100Euro (15 842 DM) verlangt.
Bis zum verhängnisvollen Unglück galt die Concorde als sicherstesund bestgewartetes Flugzeug der Welt, Symbol der Briten und Franzosenfür Fortschritt und technische Vollendung.
